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berliner szenen Die andere Sponsor

Wein zum Weinen

Freitag, 19 Uhr, das Telefon klingelt. „Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ Ich sage, das kann nicht sein, ich habe nirgendwo mitgemacht. „Als Kundin nehmen Sie automatisch teil, Sie haben einen Sachpreis gewonnen!“ Ein Berliner Computerladen hat demnach die Spendierhosen an. Wo ist der Haken, frage ich. „Es gibt keinen Haken“, kommt es fröhlich zurück. „Sie haben gewonnen, und wir möchten den Preis persönlich überreichen. Wann haben Sie Zeit?“ Bin skeptisch. Eine Verkaufsmasche? „Nein, Sie sollen nur den Preis annehmen. Schauen Sie doch auf unserer Homepage nach.“ Also gut. Bin neugierig. Gewonnen ist nicht verloren.

Der Glücksbote ist dann fast pünktlich, sein Läuten weckt freudige Erwartung. Die leider rasch vergeht: Die nackte Weinflasche unterm Arm, steht ein Vertreter wie aus dem Lehrbuch für Berufsgauner vor mir. Anzug, Krawatte, Pomade, klebriges Grinsen, stinkendes Aftershave. Dass es so etwas noch lebend gibt. Letzte Hoffnung: Das gehört zur Show. Nein. Es gibt keine Show. Der Wein ist der Preis. Zum Weinen. Ein billiger Cabernet. Der Anzug hat Verträge dabei. Versicherungen. Die will er mir andrehen. Deshalb der Wein. Damit ich ihm besoffen auf den Leim gehe. Bin so enttäuscht. Hatte mich auf eine nützliche Kleinigkeit gefreut. Auf bunte CD-Hüllen. Eine Maus. Ein Buch. Der Vertreter ist schneller draußen, als er sein Grinsen abschminken kann. Im Internet steht, seine Firma sei ein „Sponsor“ des „Gewinnspiels“. Unlauterer Wettbewerb? Immerhin wurden Daten für ein Verkaufsgespräch missbraucht. Sponsoring ist was anderes. Ende September droht noch so eine „Gewinner“-Welle. Wer angerufen wird, sollte ein Date beim Anwalt machen.

GISELA SONNENBURG

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