berliner szenen Tatort Auto

Mein Fingerabdruck

Als ich gerade den Schlüssel ins Zündschloss stecken wollte, entdeckte ich das Loch im Armaturenbrett. Kurz glaubte ich, in das falsche Auto eingestiegen zu sein. Doch das schmutzige Paar Socken auf dem Beifahrersitz ließ keinen Zweifel: Es war mein Auto, dem hier das Radio geklaut worden war.

Der Polizist auf der Wache war sehr nett. Er zog sich seine Mütze auf, schnappte sich einen wichtigen Tatortkoffer und folgte mir. Als er den Koffer öffnete, musste er laut fluchen, weil darin großes Durcheinander herrschte. Ich spähte über seine Schulter. An der Innenwand des Koffers stand in fettem Edding: Liebe Kollegen, bitte verlasst den Koffer so, wie ihr ihn vorzufinden wünscht. Ein Smiley war daneben gemalt. Der Polizist fluchte wieder. Dann freute er sich, weil er Fingerabdrücke an der Tür entdeckt hatte. Er puderte etwas rum und nickte zufrieden. „Sind die Spuren jetzt gesichert?“, fragte ich, weil ich gerade eine Folge „Crime Scene Investigation“ geschaut hatte. Mein Polizist nickte.

Eine Woche später bekam ich einen Brief: Ich sollte Vergleichsfingerabdrücke abgeben. Ein anderer Polizist nahm mich in Empfang, er war in zivil, aber auch ganz nett. Gefühlvoll drückte er meine Finger in das Stempelkissen. Als er mir die Abdrücke zeigte, erschrak ich mich über die quadratische Form meiner Finger, die ich bislang für zierlich gehalten hatte. Zu Hause würde ich mich wiegen, anscheinend hatte ich zugenommen. Während ich meine Hände Lady-Macbeth-like schrubbte, verglich der Polizist die Fingerabdrücke. Er machte ein Hmm-Geräusch. Was soll ich sagen: Die Abdrücke, die der bemützte Polizist und ich gesichert hatten, waren meine eigenen gewesen. Sie hängen jetzt an meinem Kühlschrank. LENA HACH