LESERINNENBRIEFE
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Wir sind auf einem guten Weg

■ betr.: „Es braucht Zeit, bis man zum Lupinenwürstchen kommt“, taz vom 24. 9. 11

Danke an die taz für die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Leider geht es in dem Interview jedoch etwas zu viel um das Warum (hier liegt ja kaum ein Dissens) und zu wenig um das Wie. Ist es doch weitgehend Konsens in der vegetarischen Bewegung, dass die vegane Ernährung die Zielrichtung ist, und in der breiten Gesellschaft immerhin schon, dass der Fleischkonsum deutlich runtermuss.

Der Vebu (www.vebu.de) arbeitet sehr bewusst auch mit Angeboten von Teilschritten, wie eben mit dem von uns unterstützten Projekt „Halbzeitvegetarier“, aber auch mit dem sehr erfolgreichen vegetarischen Donnerstag (www.donnerstag-veggietag.de), weil die meisten Menschen Veränderungsprozesse schrittweise gestalten und eher selten „von 0 auf 100“. Die Eröffnung von attraktiven und einfachen Möglichkeiten der Fleischreduktion ist in der Regel der Türöffner für den Weg zur vegetarischen oder veganen Ernährung.

Immerhin ist ja die „Begründungspflichtigkeit“ für das eigene Essverhalten bereits am Kippen: Nicht mehr Vegetarier oder Veganer müssen sich erklären, sondern zunehmend noch Fleisch essende Menschen. Insofern sind wir auf einem guten Weg.

THOMAS SCHÖNBERGER, VEBU, Hamburg

Transparenz ist das beste Mittel

■ betr.: „Lobbyismus. Brüderliche Hilfe“, taz vom 24. 9. 11

Sosehr ich mich über kritischen Journalismus freue und ihn für zwingend notwendig halte, so sehr ist mir oben genannter Artikel Anlass, mich zu diesem Artikel wie auch verschiedenen anderen taz-Artikeln gleicher Tendenz zu äußern.

Dem Gesundheitsminister das Zuschanzen von Vorteilen für seinen Bruder zu unterstellen, geht zu weit. Man sollte zuerst prüfen, ob die Vorschläge, die er zur Minderung des tatsächlichen Ärztemangels in ländlichen und kleinstädtischen Räumen unterbreitet, vernünftig sind. Das sind solche Praxisnetzwerke auf jeden Fall. Und wenn des Ministers Bruder damit gute Erfahrungen gemacht hat, dann ist es doch gut, wenn der Minister diese als Anregung aufgreift. Das ist doch nicht mit dem Zuschanzen von Vorteilen gleichzusetzen.

Folgt man der Jagd nach der sensationellen Enthüllung, dann wäre doch die Forderung konsequent, alle Politiker für die Zeit ihrer Amtszeit unter Quarantäne zu setzen, damit sie auch ja nicht von der Lebenspraxis berührt werden. EinE GesundheitsministerIN dürfte keinen Arzt oder eine Pharmafirma kennen, der/die WirtschaftsministerIN keine Kontakte zur Industrie haben, der/die SozialministerIN kein Gewerkschafter sein oder in einem Sozialverband gearbeitet haben usw. Denn überall setzt er sich des Verdachts des Lobbyismus aus. Wollen Sie das wirklich? Ich höre schon das Geschrei über abgehobene und praxisferne Politik.

Übrigens sind gewählte Politiker Volksvertreter, und zum Volk gehören auch Ärzte, Arbeitnehmer, Sozialarbeiter, Unternehmer usw. und deren Verbände. Natürlich ist es oft schwer, die Grenze zu definieren, wo Praxisbezug und sinnvolle Kooperation in gegenseitige Vorteils- und unzulässige Einflussnahme, also in Korruption umschlägt. Das ist stets sehr genau zu prüfen, wozu weitgehende Transparenz das beste Mittel ist. LUDWIG HOFFMANN, Wernigerode

Zwei Tode sterben

■ betr.: „Guter Schnitt. Anmerkungen zur Organtransplantation“ von Gabriele Goettle, taz vom 26. 9. 11

Endlich mal eine ausführliche Darstellung jener Fakten, die bei diesem doch so existenziellen Thema in der üblichen Medienberichterstattung keinen Raum finden. Dies gilt insbesondere für die ausschließlich juristischen Gründen geschuldete Definition des „Hirntodes“. In keiner der mir bekannten für die Organspende werbenden Broschüren wird Aufklärung über den Tatbestand betrieben, dass Organentnahme nur vom lebenden Organismus, keineswegs von Toten möglich ist. Wir haben es also derzeit mit der bizarren Situation zu tun, dass Organspender zwei ärztlich dokumentierte Tode sterben. Ich bin überzeugt, dass noch nicht einmal alle Abgeordneten, die demnächst wieder über die gesetzliche Grundlage der Organtransplantation entscheiden werden, hierüber hinreichend Kenntnis haben. Nicht nur die staatlichen Institutionen, auch die Kirchen und Medien müssen endlich deutlich umfänglicher als bislang zur Diskussion beitragen. Schön, dass es die taz jetzt tut.

ROLF ALTERAUGE, Neuwied