Folge 5: Der FC St. Pauli in Volkes Hand

Immer härter wird das Profisport-Geschäft. Woher soll nur das ganze Geld kommen? Bis die Fußball-Regionalliga den Spielbetrieb wieder aufnimmt, geben wir an dieser Stelle norddeutschen Clubs Tipps für neue Geldquellen.

Wer im Zusammenhang mit dem FC St. Pauli nur nach neuen Geldquellen fahndet, springt eindeutig zu kurz. Am Millerntor geht es nach langer Zeit endlich mal wieder um die Systemfrage! Es fehlt nicht an Geld, sondern an Profil, und zwar einem „zwischen Vermarktung und Identität“ (Ex-Aufsichtsratschef Marcus Schulz). Das soll nun Oke Göttlich entwickeln, „ein Präsident mit Fanzine-Erfahrung und erfolgreich im Kampf gegen die scheinbar Übermächtigen“ (Übersteiger). Aber während Teile der Fans schon vom Segeltörn nach Utopia träumen, fühlt sich die taz bei dem neuen Weg doch bedenklich an den gescheiterten „dritten Weg“ zwischen Sozialismus und Kapitalismus erinnert. Göttlich als Marschall Tito des deutschen Fußballs – das ist nicht ohne Charme, aber auch gefährlich, wenn man an die Weisheit denkt: „In Gefahr und höchster Not, bringt der Mittelweg den Tod.“ Wir raten, die besondere historische Situation mit linkem Vorstand, linkem Aufsichtsrat und linkem Trainer für den großen Sprung zu nutzen: FC St. Pauli in Volkes Hand!!! Dann hätte sich der Marsch durch die Institutionen gelohnt und Göttlichs Parole „Wir wollen die 1. Bundesliga nicht den Red Bulls überlassen“ wäre zumindest bei einem Klub Realität. Ob man ein Rätesystem, einen Volkseigenen Betrieb oder das Genossenschaftsmodell wählt, muss die Vollversammlung aller Fans, Mitarbeiter und Mitglieder entscheiden. Auch die Frage, ob sich das St. Pauli-Kollektiv mit dem Sozialismus in einem Klub zufrieden gibt oder auf eine ligaweite Expansionsstrategie setzt. Vorwärts! RLO