Kleine Schritte, großer Nutzen

Durch das Projekt „fifty/fifty“ sollen Schulen mittels finanzieller Anreize dazu bewegt werden, Energie einzusparen. Statt auf Maßnahmen mit hohen Investitionskosten zu setzen, geht es dabei vor allem um energiebewusstes Alltagshandeln

VON MARKUS WILD

Manchmal können kleine Dinge große Erfolge zeitigen, geringfügige Änderungen im alltäglichen Verhalten einen überraschenden Nutzen haben. Das ist auch der Ansatz des schulischen Energiesparprojektes „fifty/fifty“: Mit der bereits 1994 in Hamburg gestarteten Aktion sollen Schulen bundesweit motiviert werden, durch umweltfreundliches Verhalten so viel Energie wie möglich einzusparen. Damit dies nicht nur zum Nutzen der Umwelt geschieht, sondern auch die teilnehmenden Schulen und Kommunen etwas davon haben, wurde das finanzielle Anreizsystem „fifty/fifty“ entwickelt. Demnach wurde jeder Schule ursprünglich die Hälfte der eingesparten Energiekosten zur freien Verfügung gestellt, während die andere Hälfte dem Schulträger zufloss.

„Es geht dabei jedoch nicht um energiesparende Maßnahmen, die einen hohen Investitionsbedarf erfordern“, erläutert Malte Schmidthals vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU), das in Berlin das Projekt „Energiesparen an Schulen“ seit zehn Jahren betreut. Solch kostenspielige Maßnahmen wie Wärmedämmung der Fassade, Einbau neuer Fenster oder Anschaffung einer Heizungsanlage mit höherem Wirkungsgrad stehen also nicht im Mittelpunkt des „fifty/fifty“-Ansatzes. „Es geht vielmehr um energiebewusstes Alltagshandeln bei der Benutzung von Thermostatventilen, Lampen, sonstigen elektrischen Geräten und beim Lüften“, so Schmidthals. Ein weiterer wichtiger Punkt betreffe technisch-organisatorische Aspekte wie den richtigen Einsatz der vorhandenen Heizungs-, Energie- und Regelungstechnik. Hierzu gehöre vor allem auch die Nacht-, Wochenend- und Ferienabsenkung der Heiztemperatur sowie die sinnvolle Schaltung der Beleuchtung in Fluren und Treppenhäusern.

Mittlerweile wurde das „fifty/fifty“-Konzept weiterentwickelt. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die verhaltensbedingten Energiesparpotenziale an den Schulen in der Regel nach einigen Jahren ausgeschöpft sind. „Inzwischen liegt einer unserer Schwerpunkte im umweltpädagogischen Bereich“, sagt Schmidthals. Dazu hat das UfU verschiedene Unterrichtsmaterialien entwickelt. Ein weiteres Beispiel ist die Ausbildung zu Energiespar-Multiplikatoren: SchülerInnen der 4. bis 6. Klassen lernen dabei als „Energielotsen“ und „Energieexperten“ an ihren Schulen, sogenannte „Energierundgänge“ für Mitschüler, Lehrer und andere Interessierte durchzuführen und weitergehende Maßnahmen zum Energiesparen gemeinsam mit dem UfU-Energieteam zu entwickeln und einzuführen. Darüber hinaus sollen die zu „Energieexperten“ ausgebildeten SchülerInnen ihr Wissen auch an andere Schulen und schulische Gremien weitergeben.

An der „Grundschule im Grünen“ wurden bereits im Vorjahr die ersten SchülerInnen zu „Energieexperten“ fortgebildet. Eine Kooperation mit dieser Lichtenberger Grundschule bot sich insofern an, als hier ein offener Ganztagsbetrieb und ein fächerübergreifender Ansatz praktiziert wird, der vielfältige alternative Unterrichtsformen ermöglicht. Dazu kommt, dass an der „Grundschule im Grünen“ schon seit Jahren das Fach „Umwelterziehung“ unterrichtet wird, in dem die Schüler Kenntnisse über den Aufbau, die Bedeutung und die Entwicklung von Ökosystemen erwerben. Hilfreich hierfür ist auch die an die Schule angegliederte „Knirpsenfarm“ mit 160 Tieren, mit Ziegen- und Schafgehegen sowie Kaninchenbuchten.

Verabschieden musste man sich in Berlin allerdings von dem generellen Ansatz, die Hälfte der eingesparten Energiekosten den Schulen direkt zukommen zu lassen. „Aufgrund der organisatorischen Neuorientierung im Rahmen der Bezirksfusionen sowie der Berliner Haushaltsnotlage sahen sich viele Bezirke dazu nicht mehr in der Lage“, so Schmidthals. Heute gibt es je nach Bezirk variierende Modelle für die rund 120 Schulen, die an „fifty/fifty“ teilnehmen. Während Treptow-Köpenick zum Beispiel weiterhin 50 Prozent an die Schulen ausschüttet, werden in anderen Bezirken, unabhängig von den konkreten Einsparungen, lediglich noch Festbeträge zwischen 200 und 1.000 Euro ausgezahlt.

Im Rahmen der Woche der Zukunftsfähigkeit informiert das UfU am 18. September von 15.00 bis 17.00 Uhr über Ideen für Experimente und Unterrichtsmaterialien, die Grundschülern die Themen Klimawandel und Klimaschutz näher bringen sollen. Ort: UfU, Haus der Demokratie, Raum VH 1. OG, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin