berliner szenen In der Nachsaison

Dreisam zelten

Bei Karstadt am Hermannplatz gibt es jetzt in der obersten Etage, gleich neben der Dachterrasse, reduzierte Zelte. Ganze zwanzig Euro ist das Igluzelt für zwei Personen, Kategorie „Boston“, heruntergesetzt. Wir kaufen es. Bevor wir an die Ostsee damit fahren, in die Nachsaison, wollen wir es aber schon einmal aufbauen. „Damit wir uns nicht vor den eingefleischten Dauercampern blamieren“, sagt mein Freund. Ich denke eher an Regen und Dunkelheit in Kombination mit einem Zelt, das uns noch gänzlich fremd ist, und stimme zu. Aus der Lebensmittelabteilung in der untersten Etage nehmen wir noch eine tief gefrorene junge Ente mit, auch ein Schnäppchen.

Es ist sonnig draußen und wir schlagen das Zelt auf, in Rekordzeit, wie ich meine, und in Teamarbeit, ohne zu streiten. Das Zelt ist rot mit grauem Vordach und es leuchtet richtig, wie es so in der Hasenheide auf einer kleinen Anhöhe steht. Stolz setzen wir uns davor. Ich, mein Freund und die frierende junge Ente. Ich wollte sie erst nach Hause bringen, aber mein Freund meinte, die heute wieder wärmeren Grade hier draußen tauten sie eher auf als die Zimmertemperatur. Wir halten unsere traute Dreisamkeit mit einem Selbstauslöser fotografisch fest.

Etwas schwieriger ist der Abbau des Zeltes, das Zusammenrollen und Säubern der Planen von Hundekot. Außerdem habe ich jetzt Durst. Mit dem Zelt im Sack und der Ente unter dem Arm schlendern wir zur Hasenschenke. Dort ergattern wir noch einen Tisch halb in der Sonne. Wir bibbern im Schatten, den Sonnenplatz bekommt die Ente. „Damit sie schneller auftaut“, sagt mein Freund wieder. Das mit dem Auftauen ist zumindest dem Bier, als es kommt, schon sehr gut gelungen.

MAREIKE BARMEYER