Alle Augen auf „Afrikanissimo“

Die sechste „Faire Woche“ widmet sich verstärkt dem afrikanischen Kontinent. Mit über 1.000 Veranstaltungen sollen bundesweit Menschen für Fairen Handel aktiviert werden. Mit mehr Aufmerksamkeit soll der Marktanteil gesteigert werden

VON KLAUS LEONARD

In diesem Jahr gab es bei den Akteuren des Fairen Handels etwas zu feiern: „TransFair“ blickte auf sein 15-jähriges Bestehen zurück. Dabei zog der Verein, der Produkte mit seinem Siegel auszeichnet, die zu festgelegten fairen Bedingungen gehandelt werden, eine positive Bilanz: Seit der Gründung 1992 seien 850 Millionen Euro Umsatz mit Fairtrade-Produkten erzielt worden, erklärte Vorstandsvorsitzender Norbert Dreßen. Davon seien 200 Millionen Euro als Direkteinnahmen bei den Erzeugern angekommen.

43 Prozent aller Deutschen kennen nach Angaben des Vereins das Transfair-Siegel. Rund 400.000 Tassen fair gehandelter Kaffee würden pro Tag in Deutschland getrunken. Erhältlich sind die Produkte mit dem Transfair-Siegel in mehr als 27.000 Supermärkten, Weltläden und Naturkostgeschäften. Der Umsatz mit entsprechend gekennzeichneter Ware ist laut Transfair im vorigen Jahr um fünfzig Prozent auf 110 Millionen Euro gestiegen. Allein über den deutschen Markt hätten sie Einnahmen von 20 Millionen Euro erzielt, sagte Dreßen. Insgesamt kaufte die Organisation rund 18.000 Tonnen Rohware ein.

Doch trotz dieser Erfolgsmeldungen gibt es für die Akteure des Fairen Handels in Deutschland noch einiges zu tun: Während in Großbritannien, dem europäischen Spitzenreiter, 20 Prozent des verkauften Kaffees aus Fairem Handel stammen, ist es in Deutschland nur ein Prozent. Insgesamt liegt der Marktanteil fairer Produkte hierzulande bei dieser Marge. Grund genug, auch in diesem Jahr wieder eine „Faire Woche“ zu begehen – die sechste ihrer Art. Im Mittelpunkt stehen diesmal Menschen, Produkte und Projekte in und aus Afrika.

In über tausend Veranstaltungen werden Weltläden, Supermärkte, Initiativen, Gastronomie, Verbände und Einzelpersonen den Fairen Handel mit den Ländern des Südens der Öffentlichkeit näher bringen. Unter dem Motto „Afrikanissimo – entdecke die Vielfalt!“ zeigt die Faire Woche auf, was Afrika hiesigen Verbrauchern zu bieten hat.

Afrika steht in diesem Jahr unter anderem wegen des G-8-Gipfels im Blickfeld der politischen Diskussionen. Auch deshalb haben die Veranstalter dieses Schwerpunktthema gewählt. „Wir wollen deutlich machen, dass der faire Handel in vielen Bereichen Impulse zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Produzenten leistet – auch, aber nicht nur in Afrika“, so Christoph Albuschkat, Koordinator der Fairen Woche.

Ob Wein und Tee aus Südafrika, Kakao aus der Elfenbeinküste, Kunsthandwerk aus Tansania oder Kaffee aus Äthiopien und Uganda – das Angebot fair gehandelter afrikanischer Produkte wächst beständig. Bei Probieraktionen, an Infoständen, bei Kochwettbewerben und zahlreichen weiteren Veranstaltungen können Interessierte fair gehandelte Produkte kennen lernen. Als Anregung zum Ausprobieren werden auch in diesem Jahr wieder kleine Rezepthefte angeboten – mit Rezepten aus Afrika. Die verschiedenen Aktionen sollen gleichzeitig deutlich machen, dass hinter jedem fairen Produkt im Verkaufsregal die persönliche Geschichte eines Kleinbauern oder einer Arbeiterin in Afrika, Lateinamerika oder Asien steht.

Sechs afrikanische Produzentinnen und Produzenten aus Äthiopien, Südafrika, Tansania und der Elfenbeinküste informieren während der Fairen Woche bundesweit über ihre Erfahrungen mit dem Fairen Handel. In zahlreichen Veranstaltungen von Weltläden, Supermärkten, Schüler- und Kirchengruppen berichten sie über ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen und über Vorteile des Fairen Handels.

Im Zuge der Fairen Woche 2006 fanden mehr als 1.100 Veranstaltungen statt. Diesen Rekord wollen die Veranstalter in diesem Jahr überbieten – und damit auch den Fairen Handel allgemein in Deutschland noch weiter voranbringen.