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POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am heutigen Donnerstag wird in der wie immer sehr rührigen Galerie Olga Benario (Richardstraße 104, 19.30 Uhr) der Historiker Bernd Kessinger über den Aufstieg der Nationalsozialisten in Berlin-Neukölln sprechen, über den er auch ein sehr empfehlenswertes Buch geschrieben hat. Das Ganze findet statt im Rahmen der Ausstellung „Menschen, lasst die Toten ruhen und erfüllt ihr Hoffen!“ über das Leben und Wirken des Dichters und Anarchisten Erich Mühsam in Neukölln, der ja auch den Nazis als einer der Ersten zum Opfer fiel.

Wie aber geht Widerstand angesichts der heutigen oft ziemlich widersprüchlichen politischen Lage und welche Widerstandsformen kann die Linke dazu entwickeln (wir meinen an dieser Stelle selbstverständlich nicht die gleichnamige Partei)? Dieser Frage geht Jörg Bergstedt am Samstag und am Sonntag im Nandu-Büro (Oppelner Straße 27, jeweils 10 Uhr) nach. Und will mit den Kursteilnehmer_innen einen „Direct Action Workshop“ veranstalten, in dem es um schnelle und konkrete Interventionen geht. Und auch um Aktionen, die weitaus mehr bewirken sollen, als dies ein Infostand kann.

Am Sonntag wird vor dem Café MadAme (Mehringplatz 8, 14 Uhr), also ungefähr dort, wo früher die Redaktionsräume des Vorwärts zu finden waren, der ermordeten Revolutionäre von 1919 gedacht, und das mit „einem kleinen Spaziergang vom ehemaligen Vorwärts-Haus am Mehringplatz zum Dragonerareal hinter dem Finanzamt Kreuzberg“, das ja heute kaum noch als ehemaliges Militärgelände zu erkennen ist. Auf diesem Spaziergang an geschichtsträchtigen Orten vorbei soll an die Toten – und nicht nur an Luxemburg und Liebknecht – erinnert werden. Ausführende sind hier die Mitglieder der Initiative Gedenkort Januaraufstand.

Am Dienstag wird in der Lunte (Weisestr. 53, 20 Uhr) der Film „Auschwitz vor Gericht“ gezeigt, der auszugsweise den über zwanzig Monate dauernden weltberühmten Auschwitz-Prozess dokumentiert, der am 20. 12. 1963 vor dem Landgericht Frankfurt am Main begann und die westdeutsche Öffentlichkeit dazu zwang, endlich das zu hören und zu sehen, was all die „Mitläufer“ und „Unpolitischen“ jahrelang „nicht gewusst“ haben wollten oder schlicht leugneten. Der Anlass, dieses zum Teil sehr erschütternde Zeitdokument zu zeigen, ist der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der sich genau zu dieser Stunde zum 70. Male jährt. Im Lagerkomplex Auschwitz waren bis zur Befreiung etwa 965.000 Juden, 75.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene und 15.000 „sonstige Häftlinge“ ermordet worden.

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