ernst middendorp
: Ist doch egal!

Die Gedankengänge von Ernst Middendorp sind manchmal nur auf den ersten Blick kompliziert. Was den Trainer von Arminia Bielefeld bewogen hatte, Markus Schuler auf die rechte Abwehrseite zu stellen, war nach dem 4:2-Sieg gegen den FC Hansa Rostock eine interessante Frage. Schuler spielt ansonsten immer auf der linken Seite, er schießt auch mit dem linken Fuß. Die rechte Seite kannte er nur vom Hörensagen. Es musste also ein wahnsinnig ausgeklügelter, gewitzter Plan gewesen sein, den Middendorp ausgeheckt hatte. Entsprechend gebannt warteten die Zuhörer auf eine Erklärung. Middendorp sagte: „Es war mir eigentlich scheißegal, wo ich ihn hinstelle. Ich wollte ihn einfach nur in der Mannschaft unterbringen.“ Es war also alles ganz simpel. Da Tobias Rau noch linker denkt und schießt als Schuler, war er links die erste Wahl.

Es war kein genialer Schachzug. Schuler hatte zunächst sogar einige Probleme gegen einen harmlosen Gegner. Weil das Wort harmlos die Sache vielleicht sogar noch verharmlost, fiel die überraschende Umstellung aber nicht ins Gewicht. Ob Ioannis Masmanidis, den Middendorp vom gestaltenden „Zehner“ zum rackernden, aber dennoch kreativen „Sechser“ umfunktioniert hatte, wird sich auch erst gegen stärkere Konkurrenz beweisen. Aber: Wer Arminia Bielefeld nach fünf Spieltagen auf den zweiten Tabellenplatz führt, hat alles richtig gemacht. Die Bundesliga verzeiht derzeit viele Schwächen, auch wegen Hansa Rostock, die derzeit als großzügigster Wohltäter der Liga auftreten.

Die effektive Chancenverwertung (schon elf Tore), die stolze Punkteausbeute, die personellen Alternativen und ein gewaltiger Schuss Selbstbewusstsein ließen Middendorp ein bisschen mutiger werden, nachdem er sich anfangs noch geziert hatte: „Die Bundesliga ermöglicht vieles. Es muss nicht immer nur Platz 15 sein.“ Ein Sieg mehr, so rechnete der Trainer vor, dann hätte es in der vergangenen Saison für einen Platz im UI-Cup gereicht. Am Samstag müssen die Arminen auf Schalke beweisen, ob sie gehobenen Ansprüchen genügen. Ernst Middendorp wird sich sicherlich wieder etwas einfallen lassen. MARKUS BARK