Von strategischer Bedeutung

JEMEN In dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel konkurriert eine Vielzahl von Organisationen und Staaten um Macht und Einfluss

■ Die Republik Jemen mit ihren 528.000 Quadratkilometern ist ein heißes, trockenes Land, das zum größten Teil aus Wüste besteht. Lediglich 2,2 Prozent des Bodens sind landwirtschaftlich nutzbar. Neben Erdöl verfügt das Land über geringe Mengen an Kohle, Gold, Nickel und Kupfer.

■ Von den 26 Millionen Einwohnern sind 62 Prozent zwischen 0 und 24 Jahre alt. Von den 15- bis 24-Jährigen sind 34 Prozent arbeitslos (Männer: 26 Prozent, Frauen 74 Prozent). Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 65 Jahre.

■ 32 Prozent der Bevölkerung lebt in Städten. 65 Prozent der über 15-Jährigen können lesen und schreiben, bei den Männern sind es 82 Prozent, während der Anteil der Frauen bei 48 Prozent liegt. Das durchschnittliche Jahreseinkommen lag 2013 bei etwa 2.500 US-Dollar. (taz)

BERLIN taz | Der Jemen mit seinen 26 Millionen Einwohnern ist das ärmste Land in der arabischen Welt. Dennoch ist die Entwicklung am südwestlichen Zipfel der Arabischen Halbinsel über seine Grenzen hinaus von strategischer Bedeutung. Die Meerenge Bab al-Mandab verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean und ist eine wichtige Schifffahrtsroute. Das Nachbarland Saudi-Arabien, das von einem konservativen sunnitischen Königshaus beherrscht wird, ist einer der größten Ölexporteure.

Saudi-Arabien und den USA ist daher an Stabilität im Jemen gelegen. Beide unterstützen wie die anderen Golfstaaten den jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Beunruhigend ist aus saudischer Sicht zudem, dass die Gebiete der Huthi-Rebellen unmittelbar an das Königreich grenzen. Die Vorstellung eines schiitischen Ministaates im Süden mögen die Herrscher in Riad gar nicht. Denn im ölreichen Osten Saudi-Arabiens lebt eine schiitische Bevölkerungsminderheit, die sich als Bürger zweiter Klasse sieht. Gelegentlich aufflammende Proteste werden von der saudischen Regierung niedergeschlagen.

Außerdem werfen die Gegner den Huthi-Rebellen vor, vom Iran, dem regionalen Rivalen Saudi-Arabiens, militärisch und finanziell unterstützt zu werden. Der Iran und die Huthis streiten dies ab. Die Regierung in Teheran rief am Mittwoch die jemenitischen Konfliktparteien zu Mäßigung und Besonnenheit auf.

Für die USA wie auch für die konservativen Golfstaaten stellt die Präsenz von Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) eine zusätzliche Bedrohung dar. Die USA betrachtet Aqap inzwischen als gefährlichsten Ableger von al-Qaida. Die Gruppe ist in mehreren jemenitischen Provinzen aktiv und Ziel amerikanischer Drohnenangriffe, bei denen auch Zivilisten sterben. Aqap hatte sich letzte Woche zum Anschlag auf das französische Satireblatt Charlie Hebdo bekannt. Der Internetdienst Site, der Aktivitäten von Terrororganisationen im Netz beobachtet, berichtete, dass Aqap in einem neuen Video Muslime zu „Einsamer Wolf“-Angriffen in westlichen Ländern aufrief – gemeint sind von Einzelpersonen ausgeführte Anschläge. BEATE SEEL