nachgefragt
: Verändern statt zerstören

GISELA WENDLING-LENZ ist Leiterin des Familienunternehmens Ostwind, das Windparks entwickelt und errichtet.

taz: Windkraft im Binnenland wird aus zwei Gründen kritisiert: Es fehle in Deutschland an Wind und die Anlagen fügten sich oft nicht in die Umwelt ein. Was spricht denn für Windenergie?

Gisela Wendling-Lenz: Wir können es uns einfach nicht leisten, auf die Nutzung dieser umweltfreundlichen und heimischen Ressource zu verzichten. Sie hat heute – auch im Binnenland – die größten Potenziale unter den erneuerbaren Energien, um kohlendioxidfreien Strom zu gewinnen. Und sie ist am schnellsten zu „erschließen“: Windkraftanlagen sind in fünfundzwanzig Tagen aufgebaut, sie arbeiten fünfundzwanzig Jahre, und sie sind in fünfundzwanzig Tagen wieder komplett abgebaut. Sie verändern zwar die Landschaft, aber sie zerstören sie nicht – im Gegensatz zum Klimawandel.

Welche Voraussetzungen müssen Windkraftanlagen mitbringen, um im Binnenland effektiv eingesetzt werden zu können?

Moderne Windkrafttechnologie – übrigens zu einem guten Teil „made in Germany“ – erlaubt große Nabenhöhen und riesige Rotorendurchmesser. Mit Hilfe dieser Hightechturbinen gewinnen wir aus weniger Anlagen mehr Energie. Das reduziert die Zahl der Windräder, sichert höhere Stromerträge und verbessert die Energieeffizienz.

Welche Regionen sind in Deutschland beziehungsweise in Europa für die Energiegewinnung durch Windkraft prädestiniert?

Dass der Wind keine Grenzen kennt, ist ja eine Binsenweisheit. Aber dass uns auch die Technik keine Grenzen mehr setzt, um große Mengen an Strom aus Wind zu ernten, das ist eine neue Erkenntnis, die sich derzeit in vielen Regionen Europas durchsetzt. Wir konnten bislang an 40 Onshore-Standorten im In- und Ausland unsere Überzeugung Wirklichkeit werden lassen, dass sich aus Windkraft nicht nur elektrische, sondern auch mehr Lebensenergie gewinnen lässt – und zwar aus der Region und für die Region.

INTERVIEW: LARS KLAASSEN