Mit Dole auf Rundreise durch Peru

Der Frucht-Multi sponsert Transfair für ein Gewinnspiel eine Reise nach Lateinamerika. Das freut die Siegelorganisation – Kritik an Dole wegen schlechter Arbeitsbedingungen auf anderen Plantagen will sie nicht kommentieren. Doch die reißt nicht ab

VON CHRISTINE ZEINER

Dreimal richtig raten und auf geht’s nach Peru: Zu ihrem fünfzehnjährigen Bestehen verlost die Non-Profit-Organisation Transfair, die sich nun „Fairtrade“ nennt, eine Rundreise inklusive Besuch einer Bananenplantage – gesponsert von Dole Food Company. Der Obst- und Gemüsemulti findet die die Kooperation mit Fairtrade „nur natürlich“. Schließlich setze das Unternehmen auf respektvolle Behandlung aller Mitarbeiter, soziale Verantwortung und Einhaltung der Umweltstandards, heißt es in der Pressemitteilung.

Doch das stimmt nur zum Teil: „Fair“ und „bio“ sind bei Dole rund 3 Prozent seines gesamten Bananenhandels. Dieser Teil wird von zwei Kleinkooperativen im Norden Perus bezogen. Der Konzern hält sich dabei an die von Fairtrade vorgegebenen Spielregeln, um das Fairtrade-Siegel zu bekommen. Das sind unter anderem Mindestlöhne, Gewerkschaftsfreiheit und Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit. Weitere 5 Prozent aller Dole-Bananen sind Früchte, die nicht nach Fairtrade-, aber nach Öko-Kriterien angepflanzt werden. Abgesehen von diesem Engagement könne von Dole als „leuchtender Stern am Bananenhimmel“ aber keine Rede sein, meint Rudi Pfeifer, Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation „Banafair“.

Nach wie vor würden auf den Plantagen Arbeiter eingeschüchtert, die sich gewerkschaftlich organisieren wollten. Arbeitsverträge, deren Einhaltung eingefordert werden könnte, fehlten vielerorts. Selbst auf den Plantagen in Costa Rica habe sich nichts verbessert, sagt Pfeifer: Im Frühjahr hatten Dole und Vertreter der dortigen Dachorganisation für Gewerkschaften der Bananenplantagenarbeiter ein Papier unterzeichnet, das Rahmenrichtlinien für Gewerkschaftsfreiheit und Umweltschutz umfasst. „Auf dem Papier ist alles schön“, sagt Pfeifer. „Auf dem Acker nicht, wie wir von Arbeitern erfahren.“

Dole weist die Vorwürfe zurück: Es sei „falsch“, dass Tarif- und Arbeitsverträge fehlten, erklärt Sylvain Cuperlier, Vizepräsident von Dole Europe und zuständig für soziale Unternehmensverantwortung im gesamten Konzern. Außerdem habe Dole die Gespräche „mit mehreren Gewerkschaftsorganisationen intensiviert“ und in Ecuador habe ein „konstruktiver und fruchtbringender Dialog“ begonnen.

„Tarifverträge, die es in Honduras auf Dole-Plantagen gibt, nützen den Arbeitern auf den Plantagen in Ecuador, Costa Rica und Peru nichts. Viele Arbeitsverträge werden mündlich geschlossen. Ob es sich dabei um eine feste Anstellung handelt, ist aber nur dann überprüfbar, wenn die Arbeiter auch sozialversichert sind“, heißt es von Banafair dazu.

Auch auf einem anderen Schauplatz sieht sich Dole mit Vorwürfen konfrontiert: Kürzlich sagten in Los Angeles dutzende Männer aus Honduras vor einem Gericht aus, aufgrund des – mittlerweile von der US-Umweltbehörde verbotenen – Pestizids DBCP unfruchtbar geworden zu sein. Doch laut Dole sind die Plantagenarbeiter dafür nicht ausreichend lange mit DBCP in Kontakt gekommen. Und: Es gebe in einer Bevölkerung immer Menschen, die unfruchbar seien, zitiert die Los Angeles Times einen Sprecher.

Für Fairtrade spielt all das keine Rolle. Der Konzern sei ein Lizenznehmer wie jedes andere Unternehmen auch, sagt Fairtrade-Sprecherin Claudia Brück. Der Verein, der Produzenten vermittelt und das Siegel vergibt, habe alle Lizenznehmer um Unterstützung für das Jubiläums-Gewinnspiel gebeten. Manche stellten Schokolade, andere Kaffee, Wein und Fußbälle zur Verfügung, auch Konzertkarten seien gesponsert worden, sagt Brück.

Mit dem Dole-Angebot habe man nicht gerechnet – es aber gern angenommen. Denn wie es auf einer Plantage zugehe, auf der fair und bio angebaut werde, das werde der Gewinner hoffentlich anschließend allen mitteilen. „Und eine Reise zu einem Produzenten finde ich einen ziemlich genialen Schachzug von Dole“, meint die Sprecherin. Es sei eben immer wieder so: Fairtrade werde auch dafür genützt, das Image eines Unternehmens aufzupolieren.