WAS MACHT EIGENTLICH ... der Kardinal?
: Pilgern

Kennen Sie Lourdes? Nein, nicht die minderjährige Tochter einer gewissen Pop-Ikone – den Ort in Südfrankreich. Sind Sie etwa so ein religionsmüder Hauptstädter, der ob kardinaler Verfehlungen nur noch verständnislos mit den Achseln zuckt? Oder gar Protestant? Dann haben Sie für das Reiseziel von Erzbischof Georg Sterzinsky wohl kein Verständnis. Der bricht nämlich am Donnerstag in Begleitung von 390 seiner Schäfchen zur Wallfahrt in die Pyrenäen auf.

Interessant ist allemal, was die Gläubigen in die Ferne treibt: An einer Grotte bei Lourdes, so will es die Legende, hatte im Jahr 1858 eine junge Frau Visionen. Eine Dame in Weiß soll ihr – und nur ihr – erschienen sein und sich als „Unbefleckte Empfängnis“ vorgestellt haben. Was dem wenige Jahre zuvor verkündeten Dogma große Popularität verlieh, Maria, die Mutter Jesu, sei zwar durch normale Befruchtung gezeugt, dabei jedoch durch göttliche Einwirkung von der Ursünde reingewaschen worden – ein verpflichtender Glaubenssatz, den die evangelischen Christen nicht teilen.

Heute speist sich der gewaltige Pilgerstrom nach Lourdes aus der Hoffnung vieler, dort – und nur dort – von schweren Krankheiten wundersam geheilt zu werden. Auch unter den Teilnehmern der Berliner Abordnung werden 30 Kranke sein, die auf der Fahrt vom Malteser-Hilfsdienst betreut werden. Ihnen ist selbstverständlich Besserung zu wünschen. Die prominent besetzte Delegation ist dennoch nur ein neuer Beweis für den katholischen Hang zum Obskurantismus – auch wenn er sich als Folklore tarnt. CLP
 FOTO: AP