LESERINNENBRIEFE
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Unterschied zwischen Witz und Satire

■ betr.: „Muss man über Religion Witze machen?“, taz vom 17. 1. 15

Wenn die Frage vor dem Hintergrund des Pariser Terroranschlags auf Charlie Hebdo gestellt wurde, so geht die Frage daneben. Es geht hier nicht um Witze und Charlie Hebdo ist kein Witzblatt, sondern eine Satirezeitschrift; vielleicht ist für manche der schmale Grat zwischen Witz und Satire nur schwer zu begreifen, aber er existiert. Ein Witz macht sich auf Kosten einer Person oder Sache über etwas lustig, Satire kritisiert und hinterfragt einen Missstand oder ein Missverhalten. Das hat Charlie Hebdo mit seinen Karikaturen gemacht – keine Witze. Was bei der ganzen Diskussion oft vergessen wird, ist, dass Charlie Hebdo nicht nur Missstände im Bereich des Islam kritisch anspricht, sondern auch alle anderen Religionen aufs Korn nimmt, wenn sie dazu Anlass geben.

DIRK BRAUN, Tangstedt

Keine Idioten

■ betr.: „Dresdner Demokratie“, taz vom 20. 1. 15

„Dresden ohne Vollidioten“, darüber das Bild eines leeren Platzes vor der Semperoper. Ich halte es für absolut unangebracht, die Demonstranten von Pegida in Bausch und Bogen als „Vollidioten“ zu bezeichnen. Das ist einer emanzipatorischen Zeitung nicht würdig! Man mag mit den Denkweisen dieser Leute nicht einverstanden sein, deshalb sind sie aber keine Idioten. Vielleicht haben sie ja auch ihre Gründe und stellen Fragen, auf die auch die emanzipatorische Linke momentan keine richtige Antwort hat? Mag sein, dass Rassismus (und religiöser Fanatismus) keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist, aber die Freiheit ist immer die Freiheit der anderen!

BERNHARD THOMAS, Germering

Erwachsen werden

■ betr.: „Das Kind im Manne“, taz vom 16. 1. 15

Das klingt doch nach einer sehr traditionellen Rollenverteilung. Er bestimmt, was gemacht wird. Die Frau tut alles, damit er sich wohl fühlt. Essen kochen, Haushalt schmeißen, den Kerl richtig pampern und ihm seine Wünsche erfüllen. Klassisches Regressionsszenario von Männern in der Ehe. Sie selber hat keinen großen Lustgewinn.

Eins sollte klar sein: ein gemeinsames Kind dürfte zur Katastrophe führen. Schon „normale“ Beziehungen scheitern an der Eifersucht der Männer, die es nicht ertragen, dass die Kinder mehr Aufmerksamkeit von der Mama erhalten als sie.

Erwachsen zu werden, wäre eine Alternative.

FLORIAN NELLE, Pulheim

Nicht alles tun, was erlaubt ist

■ betr.: „Muss man über Religionen Witze machen?“, taz vom 17. 1. 15

Satire darf alles und das ist gut so, damit politische Satire aller Art vor staatlicher Verfolgung oder Beeinflussung geschützt ist.

Dabei gibt es aber unterschiedliche Formen der Satire. Einerseits politisch aufklärende Satire, die beispielsweise versteckte Widersprüche zuspitzt und dadurch sichtbar macht. Würde eine Satire beispielsweise auf den Punkt bringen, wie ähnlich die Erzkonservativen aller Religionen der Welt die Rolle der Frau in der Gesellschaft sehen, so könnte dies Vorurteile gegenüber einzelnen Religionen positiv beeinflussen. Von anderer Art ist die Satire, die beispielsweise den Papst als inkontinenten Opa darstellt. Wenn jemand ohne die Berufsbezeichnung Satiriker über andere Menschen unwahre Behauptungen öffentlich macht mit dem Ziel, diese Menschen lächerlich zu machen, bezeichnet man das als Mobbing. Satire muss das dürfen (siehe ersten Satz), ist aber in dieser Form nicht gerade ein Vorbild, als das sie aber wie alle Medien immer für einige Menschen wirkt. Auch Satiriker sollten vielleicht nicht alles tun, was erlaubt ist.

PETER STENDER, Hamburg