Strategie-Erklärung bei Vivantes
: Kein Vorbild für die Charité

Von Kristina Pezzei

Für den Sanierungsfall Berlin ist die Strategieerklärung zu Vivantes wegweisend. Traditionelle Gegner wie Unternehmensspitze, Senat und Gewerkschaften einigen sich präventiv und halten ihre Verhandlungsbereitschaft schriftlich fest – das ermöglicht konstruktives Handeln bei knappen Kassen und vermeidet unnötige Konfrontationen, die nur Zeit und Geld kosten. Solches Vorgehen kann als Verfahren zum Modell werden für andere landeseigene Unternehmen, bei denen die Haushaltslage ähnlich ernst ist.

Als Richtschnur für den zweiten landeseigenen Krankenhauskonzern Charité taugen die Inhalte der Vivantes-Erklärung hingegen nicht; auch wenn das Finanzsenator Nußbaum gern hätte: „Strengt euch genauso an, dann kann man über alles reden“, empfahl er der Charité lakonisch. Die Uni-Klinik steht seit Jahren in den Miesen, die Infrastruktur ist inzwischen noch maroder als bei Vivantes.

Ja, es gibt auch bei der Charité Einsparpotenzial, Parallelstrukturen, üppige Ärztegehälter. Ja, die Unternehmensführung tut sich oft schwer mit wirtschaftlichem Denken und fühlt sich einseitig der Wissenschaft verpflichtet. Da kann sie sich von Vivantes etwas abschauen.

Nur ist die Charité kein rein wirtschaftlicher Konzern. Sie ist eine Forschungseinrichtung, ein international renommiertes wissenschaftliches Institut. Ihre Forscher sind vor allem dazu da, die medizinische Wissenschaft voranzubringen. Effizientes Wirtschaften zählt nicht zu den Hauptaufgaben.

Auch die Charité braucht ein Strategiekonzept. Aber ein anderes.