Tot am Jahrestag der Revolution

ÄGYPTEN Eine Frau, die Blumen niederlegen wollte, wird von Schrotkugeln getötet

KAIRO dpa/ap | Am Vorabend des vierten Jahrestags der Revolution in Ägypten ist eine Frau bei dem Versuch, Blumen in Erinnerung an die Opfer der Revolution von 2011 niederzulegen, getötet worden. Die Demonstrationsteilnehmerin sei mit Schrotkugeln erschossen worden, berichtete die unabhängige Tageszeitung al-Shorouk am Sonntag. Teilnehmer des Protestes würden der Polizei die Schuld am Tod der Frau geben.

Das Innenministerium hingegen machte nicht näher definierte „Bewaffnete“ verantwortlich. Zur Trauerfreier am Sonntag kamen Hunderte. Sicherheitskräfte riegelten derweil den Tahrirplatz und Teile der Innenstadt ab.

Dennoch gab es am Sonntag in der Hauptstadt und in Alexandria Zusammenstöße zwischen Anhängern der verbotenen Muslimbruderschaft und der Polizei. Mindestens zehn Demonstranten, neun in Kairo und einer in der Hafenstadt, wurden getötet.

Die 32-jährige Demonstrantin Schaima al-Sabagh hatte an einem von der Sozialistischen Volksallianz am Samstagabend organisierten Marsch zum Gedenken an die während der Revolution umgekommenen Demonstranten teilgenommen. Bei den am 25. Januar 2011 gestarteten Protesten gegen den Langzeitherrscher Husni Mubarak waren mehr als 800 Menschen gestorben. Mubarak musste in der Folge der Proteste zurücktreten. Ein Verfahren gegen ihn wegen Mitschuld am Tod der Demonstranten wurde vergangenen November eingestellt.

Khaled Daud von der vom Nobelpreisträger Mohamed ElBaradei gegründeten Verfassungspartei sagte zum Tod Schaima al-Sabaghs: „Da waren keine 20 Menschen unterwegs und sie trugen nur Blumen.“ Zudem seien zum Zeitpunkt der Schüsse nur die Demonstranten und die Polizei auf der Straße gewesen: „Niemand sonst kann geschossen haben außer der Polizei.“