Nicht nur Ja-Sager

Stefan Heße gibt nicht vor, mit wehenden Fahnen nach Hamburg gekommen zu sein. Der künftige Erzbischof sagte bei der Pressekonferenz, er sei „sehr überrascht“ gewesen, habe hin und her überlegt, aber komme nun „gerne“. Heße ist gebürtiger Kölner – gelegentlich wechselt der 48-Jährige ins Kölsche – und er verkörpert einen jungen, nahbaren Typ katholischer Würdenträger, wie sie gerade auch in Passau und Freiburg ins Amt kamen (was allerdings nicht notwendigerweise mit Reformbestrebungen einhergeht).

Dieses Nahbare zeigte sich bei seiner Vorstellung darin, dass Heße viel Privates erzählte, von der Begeisterung für Leichtathletik bis zur Prägung durch seine Eltern, die eine Bäckerei führten. Die Erfahrungen an der Theke seien hilfreich gewesen, sagte Heße und dass es von Hamburg aus schwieriger werden wird, für die alten Eltern zu sorgen.

Das wird nicht die einzige Herausforderung bleiben. Heße war zuvor Generalvikar in der Diözese Köln – die ist finanzstark, einflussreich und hat die meisten Mitglieder in Deutschland – nun kommt er in die Diaspora und das flächenmäßig größte Bistum, das neben Hamburg auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg umfasst.

Es ist ein Bistum im Umbruch, das unter Heßes Amtsvorgänger Werner Thissen begonnen hat, pastorale Leitlinien zu entwickeln, die helfen sollen, bei immer weniger Geistlichen das kirchliche Leben weiterzuführen. Und es ist ein Bistum, das zwischen Helgoland, Hamburg und Güstrow sehr unterschiedliche Gemeinden umfasst. Dennoch: Der künftige Bischof Stefan Heße will zeigen, dass Katholizismus etwas Freudiges sein kann. Er wolle einen Glauben, der den Verstand nicht aufgebe – und Freiheit für alle, die anders denken.

Bei der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ reagierte man verhalten positiv. Heße sei zwar Mitarbeiter des konservativen Kölner Kardinals Meißner gewesen, sei da aber nicht nur als Ja-Sager aufgetreten. Und: Er komme aus der Praxis.  GRÄ