E wie einfach falsch

Eon-Kampagne für billigen Strom provoziert den Bremer Energieversorger SWB. Doch der billige Schein trügt

Der Energiekonzern Eon hat in diesem Jahr bereits 60.000 StromkundInnen an Billiganbieter verloren, räumte Konzernchef Wulf Bernotat kürzlich ein. Im gleichen Zeitraum hat das Unternehmen mit der eigenen Billigmarke „E wie einfach“ 138.000 KundInnen hinzugewonnen. Auch in Bremen wollen sie jetzt ein Geschäft machen.

„Strom ist zu billig!“, schockierte Benotat jüngst das Volk der Bild-ZeitungsleserInnen. Eine Familie gebe pro Tag für den Strom so viel aus wie für eine Eiskugel pro Kopf. „Für das, was Strom an Lebensqualität bietet, ist Strom eigentlich zu billig, wenn wir ehrlich sind.“ Aber warum dann eine Billig-Marke, die die Strompreise noch mehr drückt?

Am Freitag ist die Eon-Tochter „E wie einfach“ mit einer Pressekonferenz in Bremen in die Offensive gegangen. Sagt mir, was euer lokaler Stromversorger nimmt, wir sind einen Cent billiger pro Kilowattstunde. Das ist der unwiderstehliche Charme der einfachen Eon-Botschaft. SWB-Vorstand Torsten Köhne dazu: „Das ist kein Wettbewerb, sondern gezielte Marktbereinigung.“ Die Eon nutze ihr „dickes Gewinnpolster, um durch Preisdumping die lokalen Anbieter an die Wand zu drängen.“

Wobei „E wie einfach“ doppelt auf dumme VerbraucherInnen setzt. In Bremen, sagt der Tarifrechner von www.E-wie-einfach.de, koste der Strom (Tarif SWB basis) für eine Durchschnittsfamilie, die 4.000 Kilowattstunden verbraucht, genau 852,80 Euro pro Jahr. Der E-Rabatt beträgt 40 Euro, bei „E wie einfach“ gäbe es dieselbe Stromleistung also für 812 Euro. Wer auf der Suche nach dem billigsten Anbieter ist und das bei einem seriösen Preisvergleich – etwa bei www.verivox.de – nachprüft, stellt fest: Den preiswerteren SWB-Plus-Tarif berücksichtigt die Eon nicht. Und über die Stadtwerke Flensburg bekäme man denselben Strom schon für 770 Euro. Anbieter, die auf Zinsgewinne (Vorkasse) spekulieren, liegen sogar darunter. Fazit: Der Eon-Billigtarif ist nicht so billig, wie er tut.

Der Eon-Billigtarif ist in Bremen sogar teurer als der Eon-Normaltarif in Paderborn. Dort würde man bei dem normalen Versorger „E.ON Westfalen Weser AG“ für 4.000 Kilowattstunden 791 Euro bezahlen, bei der Eon-Tochter „E wie einfach“ also 751 Euro. In Flensburg legt der Eon-Billig-Tarif auch nicht den preiswertesten Stadtwerke-Tarif zugrunde. Angeblich bezahle man da für 4.000 Kilowattstunden 798 Euro, sagt der Eon-Tarifrechner, bei „E wie einfach“ also nur 758 Euro. Vom Anbieter „Bonus“ gibt es dort aber denselben Strom für 718 Euro im Jahr.

Klaus Wolschner