WAS MACHT EIGENTLICH ... das Teltower Rübchen?
: Sich rar

Es ist die Mutter aller Speiserüben, die Königin des Kohls, die Göttin der Kreuzblütengewächse: das Teltower Rübchen. Doch dieses Jahr brechen harte Zeiten für das kleine Gemüse an – das Wetter, der ewige Spielverderber, schmälert die Ernte in diesem Jahr. „Erst hat der Regen die Hälfte der Saat weggespült, dann war es im August nachts zu kalt“, schildert Rübenbauer Axel Szilleweit das Schicksal der kleinen Rübchen. „Wenn ich dieses Jahr auf zwei Tonnen komme, die ich an den Handel absetzen kann, dann ist das ein gutes Ergebnis.“

Das geht uns allen nahe, denn das kleine beige Ding mag zwar haarig und auch für eine Rübe keine Schönheit sein, aber welche Rübe hat derartig viele Freunde, Fans und Förderer? Der Förderverein für das Teltower Rübchen etwa huldigt dem Rübchen mit einem jährlichen Fest, Kürung des Rübchen-Königs inklusive. Auf der Vereinshomepage wird der Unkundige in die bewegte Geschichte des Teltower Rübchens eingeführt, das sich schon Goethe habe schmecken lassen. Ein Beweiszitat wird selbstverständlich angeführt.

Der Liebe zur Rübe konnte sich auch die Teltower Kunstszene nicht entziehen. Feierlich enthüllt wurde kürzlich die Installation einer Stahlstele, die mit Werbeplakaten bestückt werden soll, um dann einem riesenhaften, 10 Meter hohen Teltower Rübchen zu gleichen. „Eine Verbindung zwischen Kunst und Kommerz“, so die Künstler, aber eben auch ein monumentaler Liebesbeweis an das unscheinbare Gewächs. Wer so viel Rückhalt hat, übersteht auch eine schlechte Erntesaison. LST