Rapide Kostensteigerungen erwartbar

Der wahre Preis des Transrapids in München wird erst nach dem Planfeststellungsverfahren ermittelt

Ein Bahn-Manager: „Es gibt durchaus valide Gründe, dass der Transrapid teurer werden kann“

MÜNCHEN taz Die Berichterstatter staunten gestern nicht schlecht beim Durchlesen der dreiseitigen „Realisierungsvereinbarung zum Transrapid-Projekt München“. Auf der ersten Seite ist die berühmte Transrapid-Zahl zu lesen: Die Gesamtinvestitionskosten betragen 1,85 Milliarden Euro („Kostenstand: 2004“). Auf der nächsten Seite ist dann aber von einem „vertieften Design-to-Cost“-Prozess die Rede, in dem die tatsächlichen Kosten ermittelt werden sollen – und zwar „nach Vorliegen der Planfeststellungsbeschlüsse“. Auf gut Deutsch: Die Kosten sind überhaupt nicht gedeckelt.

Das bestätigte auch DB-Magnetbahn-Geschäftsführer Johannes Keil auf Nachfrage: „Es gibt durchaus valide Gründe, dass es teurer werden kann.“ Transrapid-Gegner und München-OB Christian Ude rechnet etwa mit 2,2 Milliarden Euro und auch Bundesfinanzminister Steinbrück zweifelte Anfang September die Richtigkeit der bayerischen Transrapid-Zahlen an. Für Utz Schäffer, Lehrstuhlinhaber Controlling an der WHU Otto Beisheim School of Management, ist die heutige Erfolgsmeldung Stoibers deswegen alles andere als seriös. Die Optimierung auf die Zielkostengröße 1,85 Milliarden Euro sei sinnvoll. „Aber dieses Instrument birgt die Gefahr, dass die Qualität nicht so ganz stimmt, weil das Projekt eigentlich teurer wird“, so Schäffer zur taz.

Vor allem stimmt die Reihenfolge bei Stoibers Finanzplanung nicht. Sie ist – natürlich bewusst – umgedreht worden. Die Wirtschaft wird einen endgültigen Festpreis erst im kommenden Sommer nennen, nach ihrem wohlklingenden „Design-to-Cost“-Prozess. Edmund Stoiber hat aber schon gestern verkündet, dass gebaut wird – egal was kommt. Für den Wirtschaftswissenschaftler Schäffer ein Musterbeispiel der manipulativen und symbolischen Nutzung von Controlling-Methoden: „Das ist offensichtlich selbstentlarvend: Wenn ich privat ein Häusle baue und erst ein halbes Jahr später weiß, wie viel es kostet, dann läuft doch auch etwas schief.“

Den Noch-Ministerpräsidenten ficht das nicht. Fairerweise müsse man die Zahlen hinterfragen, gestand selbst Stoiber ein. Um mit Vehemenz anzufügen: „Niemand wird diesen Schritt mehr rückgängig machen können.“ MAX HÄGLER