piwik no script img

Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die schwungvolle Schrift ist gut leserlich – und trotzdem versteht man nichts. „Die Autorin“, wie die Ausstellung von Friederike Feldmann bei Barbara Weiss heißt, will offensichtlich nicht verstanden werden. Jedenfalls nicht auf der Ebene des Wortgehalts. Die eilige Handschrift auf Leinwand ist Malerei, ist Zeichnung, aber kein Text. Bei den grau-weißen oder auch poppig-roten Leinwänden handelt es sich im wortwörtlichen Sinne um Schriftbilder. Sie repräsentieren nichts, nur sich selbst. Die Freude am Ausdruck der eigenen Handbewegung, die sich als Schrift camoufliert. Hier geht es nun wirklich um die zuletzt – anlässlich der „abc“ – erörteten „Möglichkeit von Malerei“. Von der Möglichkeit des Designs wiederum handelt „The Intellectual Work“ des italienischen Gestalters Enzo Mari bei Tanya Leighton. Er zeigt eine Sammlung hochinteressanter Papiergewichte, die sowohl objets trouvés sind wie skulpturale Readymades. Es finden sich hier ausrangierte Wasserhähne oder Metallverbindungen unklarer Herkunft wie von Enzo Mari selbst zusammengefügte Objekte, etwa der bronzene Pfauenfuß, dem er einen Türknopf aufgesetzt hat. Alle diese Objekte haben eine logische, ziemlich perfekte Form und beschweren Stapel von beschriebenen, bemalten und mit Skizzen bedeckten Papieren. Die Installation soll auch als Allegorie intellektuellen Arbeitens betrachtet werden. Enzo Mari, 1932 in Novara geboren, gehörte in den 60er Jahren der radikalen Künstlergruppe „Nuove Tendenze“ an. In welchen Formen wir uns mit den uns gestellten Aufgaben intellektuell auseinandersetzen, diese Frage hat ihn schon als Künstler und später als Designer, Lehrer, Theoretiker und Kinderbuchautor beschäftigt. Übrigens kommt in diesem Prozess laut Mari dem Neinsagen (zu Aufträgen, aber auch zu gefundenen, eigenen Lösungen) eine Schlüsselrolle zu.

■ Friderike Feldmann: Die Autorin; bis 29. 10., Di–Sa 11–18 Uhr, Galerie Barbara Weiss, Kohlfurter Str. 41/43 ■ The Intellectual Work: Enzo Mari with Pavel Büche, Jason Dodge u.a.; bis 19. 11., Mi–Sa 12–18 Uhr, Galerie Tanya Leighton, Kurfürstenstraße 156

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen