„Das Mantra durchbrechen“

FILM Werder-Fans erinnern mit der Doku „Liga Terezin“ an die Verfolgten der NS-Zeit

■ 25, gründete die Gruppe „Fußballfans gegen Antisemitismus“ mit, die im August 2013 aus der Ultra-Fangruppe Caillera hervor ging.

taz: Herr K., sehen Sie sich als Fußballfans verpflichtet, an die Verfolgten des Nationalsozialismus zu erinnern?

Benedikt K.: Das ist nicht auf Fußballfans reduzierbar, sondern eine Verpflichtung für alle. Wir wollen das Mantra „Fußball ist Fußball, Politik ist Politik“ durchbrechen. Gerade Fußball wird immer wieder politisch genutzt oder missbraucht. Als politischer Mensch und Fußballfan muss man sich dazu äußern.

Wie machen Sie das?

Antisemitismus ist im Fußball sehr präsent. Daher hatten wir schon 2013 die Idee, in diesem Kontext aktiv etwas zu unternehmen. Das Fan-Projekt Bremen hat etwa eine Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau organisiert. Zusammen mit anderen aktiven Werderfans rufen wir Projekte gegen Antisemitismus und Diskriminierung ins Leben.

Wie steht es denn um die Gedenkkultur im Fußball?

Der DFB organisiert zwar eine Schweigeminute, überhängt im gleichen Zuge aber einen Banner gegen Faschismus. Wir wünschen uns mehr Sensibilität. Fußball ist ein riesiges gesellschaftliches Event und das eben auch für junge Leute.

Was war die „Liga Terezin“?

Es gab im KZ Theresienstadt eine Fußballliga. Die Teams der Gefangenen waren nach den Lagerbereichen eingeteilt. Sie haben teils Tausend Zuschauer angezogen, Kinder haben heimlich kleine Fanzeitschriften gemacht. Mit der Zeit ist ein richtiger Ligabetrieb entstanden. Das war eine Möglichkeit, der Realität im KZ für wenigstens ein paar Minuten zu entfliehen. Das Ganze wurde von den Nazis pervertiert, als Hitler einen Propagandafilm über Theresienstadt drehen ließ.

Und welche Bedeutung hat der Film heute?

Der Israeli Oded Breda hat die Geschichte rekonstruiert und die Doku „Liga Terezin“ produziert. Er entdeckte damals zufällig in dem Film seinen Onkel, der in dem KZ gestorben ist. Die Doku selbst versucht einen Bogen zum heutigen Antisemitismus zu spannen. „Jude“ wird noch oft offen als Beleidigung eingesetzt, nicht nur im Fußball, sondern allgemein in der Gesellschaft.  INTERVIEW: MERLIN PRATSCH

Filmvorführung und Diskussion mit den Filmemachern: 19 Uhr, OstKurvenSaal des Weser-Stadions