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kurzkritik: michael baade über jan vogelerDie alte Achse Moskau-Worpswede

Seitenzahlen sind in einem Buch sicher nicht das Wichtigste. Nur wenn sie nicht stimmen, stören sie – aber das ist auch schon die heftigste Kritik, die man an Michael Baades jetzt erschienenem 320-seitigem Werk über Jan Vogeler üben muss. Der Sohn von Heinrich Vogeler übersiedelte Ende der Neunziger von Moskau nach Worpswede, vor zweieinhalb Jahren starb er dort.

Einen solchen Lebensweg nachzuzeichnen, ist ein spannendes Unternehmen. Vogelers Abschied aus Moskau, wo er jahrzehntelang marxistische Philosophie lehrte, hatte ja etwas von einem Zirkelschluss, der sehr viel Tragik des 20. Jahrhunderts beinhaltete: 70 Jahre zuvor verließ Vater Vogeler Deutschland in der Hoffnung auf ein bessere Gesellschaftsordnung, er starb als ein von Stalin verstoßener Heimatloser.

Eine unbestreitbare Stärke des Buches ist sein Quellenreichtum. Baade dokumentiert sowohl eigene Texte Vogelers als auch Zeitzeugen und literarische Quellen, die über Vogeler Auskunft geben. Es ist durchaus aufschlussreich, wie etwa Wolfgang Leonhard in „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ die Verwandlung seines Klassenkameraden vom begeisterten Komsomolzen zum „Parteifunktionär“ beschreibt. Später allerdings engagierte sich Vogeler für Gorbatschows Perestroika.

„Verehrung“ – zu der sich Baade in Bezug auf Vogeler bekennt – ist nicht die beste Voraussetzung für biographische Arbeit. Baade hat diese Hürde jedoch gemeistert und ein hochdifferenziertes Panoptikum aufgeblättert. HB

Michael Baade: Von Moskau nach Worpswede: Jan Vogeler. Ingo Koch Verlag Rostock

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