Editorial

Diese Literaturbeilage beginnt mit einem dringlichen Hinweis auf ein Stück aktueller Weltliteratur: Steve Sem-Sandbergs großen Roman „Die Elenden von Lodz“. Denn Zweiter Weltkrieg und Holocaust gehören ganz klar zu der Herkunft unserer Gesellschaft, die in der Gegenwart immer noch weiterwirkt. Der Essay auf Seite 3 stellt dann das Thema „Herkunft“ als – zumindest heimlichen – Schwerpunkt der in diesem Herbst in Deutschland erscheinenden Romane vor. Herkunft dabei selbstverständlich weit gefasst: als Familiengeschichten, wie sie die Autoren Josef Bierbichler, Oskar Roehler und Eugen Ruge in ihren Romanen erzählen. Aber zum Beispiel auch in dem Verweis auf Ostprodukte aus der DDR, wie sie in Annett Gröschners Roman „Walpurgistag“ vorkommen.

Und auch das ist Beschäftigung mit der jetzt literarischen Herkunft: die aktuelle Art und Weise, wie etwa ein Autor wie Thomas Melle mit der Tradition des Popromans umgeht. Denn auch die Hipness gehört zu unserer Herkunft, auch wenn sich, wie man bei Melle lesen kann, auf Hipster inzwischen Sickster reimt.

Aber man muss der Herkunft ja immer auch entkommen. Wie Liebe und Familie die Grenzen von Sprache, Kultur und Nationalität sprengen, zeigen Elisabeth Beck-Gernsheim und Ulrich Beck in ihrem Buch „Fernliebe“. Auf Seite 10 finden Sie ein Interview mit dem Autorenpaar. Die Herkunft der taz liegt, wer wüsste es nicht, zum großen Teil in der Umweltbewegung begründet. Das ist nun aber gegenwärtig Anlass für manche Neubestimmung: Der Historiker Frank Uekötter sieht die Ökos jedenfalls in einer starken Krise; warum, erfahren Sie auf Seite 15 dieser Literaturbeilage.

Viel Spaß beim Lesen!