Biikebrennen an Nord- und Ostsee

ATTRAKTION Seit Kurzem ist das Biikebrennen Teil des immateriellen Kulturerbes. Auch an der Ostseeküste haben die Ferienorte das ursprünglich an der Nordsee beheimatete Spektakel entdeckt

„Tjen di Biiki ön!“ Mit diesem Ruf lodern im Norden an den Stränden die Biikefeuer – in diesem Februar erstmals mit einem ganz besonderen Gütesiegel. Denn erst vor gut einem Monat wurden die traditionell in Nordfriesland brennenden Feuer zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Die Ursprünge der diesmal am 21. Februar stattfindenden Veranstaltung gehen auf heidnische Bräuche zurück. In der Neuzeit wurden sie dann zur Verabschiedung der Walfänger entzündet, die nach dem Winter zur Jagd aufbrachen. Heute brennen die Feuer für Einheimische wie Touristen gleichermaßen und sind zu einem Anziehungspunkt für Urlauber im rauen Winter an der Küste geworden.

„Für friesische Heimatliebe und ehrliches Zusammengehörigkeitsgefühl“ stehe die Biike, sagt Jutta Vielberg von Sylt Marketing. Ob sich die Auszeichnung als Kulturerbe auf die Buchungszahlen 2015 auswirke, sei noch nicht abzusehen. Allerdings habe die Buchungslage einen Monat vor dem Biikebrennen in den Inselorten bereits Vorjahresniveau erreicht. „In List, Wenningstedt und Braderup melden insbesondere Hotels und Privatzimmer eine deutlich bessere Auslastung im Vergleich zum Vorjahr.“ Traditionelle Feste würden immer beliebter.

Auf der Insel Amrum bewegt sich die Buchungssituation ebenfalls schon einen Monat vor dem Biikebrennen auf Vorjahresniveau. „Wie Weihnachten und zum Jahreswechsel besonders festzustellen ist, erfreuen sich die Wintermonate stetig wachsender Beliebtheit bei unseren Gästen.“

Die Hallig Hooge meldet schon jetzt: keine Koje mehr frei. In Husum dagegen gebe es noch Platz, sagt Malte Keller vom Nordsee-Tourismus-Service. „Das wird von Jahr zu Jahr mehr.“ Die günstige Terminlage an einem Samstag sei zudem „ideal für einen Kurzurlaub“, sagt Keller. „In Restaurants könnte es eng werden“ – denn längst hat sich zum Brauch der Biike das anschließende Grünkohlessen gesellt und etabliert.

Auch Harald Behrens, Leiter Gästeservice auf der Insel Föhr, empfiehlt, sich nicht nur ein Zimmer, sondern auch rechtzeitig einen Tisch zu sichern. „Es deutet sich an, dass es voll wird.“ Die Unterkünfte würden stark nachgefragt. 14 Feuer brennen insgesamt auf der Insel. „Die Gemeinden leben dann auch auf“, sagt Behrens. „Und viele Gäste genießen das Inseltypische, Authentische. Das hat hier in der friesischen Tradition einen hohen Stellenwert.“ Und, ganz wichtig: „Die Biike ist nicht für die Gäste, sondern eine Tradition, an der man teilhaben lässt.“

Das Interesse der Menschen will man inzwischen auch dort bedienen, wo das Biikebrennen keine lange Tradition hat. An der Ostseeküste lodern seit einigen Jahren auch Biikefeuer, auch wenn sie nicht so heißen. „Strandfeuer á la Biikebrennen“ bietet etwa Grömitz im Kreis Ostholstein bereits am 14. Februar. „Das ist eine schöne Art zusammenzukommen“, sagt Olaf Dose-Miekley, Betriebsleiter Marketing beim Tourismus-Service Grömitz. Auch in Dahme, Kellenhusen und Großenbrode im Kreis Ostholstein lodern Flammen – mal als Biikebrennen am 21., mal als Strandfeuer am 14. Februar bezeichnet.

Auch in Grömitz sei das Feuer, wie man es auch nennen mag, erfolgreich, sagt Dose-Miekley. Die Nachfrage sei bereits deutlich zu spüren. „Urlauber brauchen und suchen Reiseanlässe.“ Außerdem sei man in der Winterzeit „näher am Gast“, anders als in der Hauptsaison. Dieses Jahr kommt hinzu, dass das Strandfeuer am Wochenende vor Rosenmontag stattfindet. Viele „Faschingsflüchtlinge“ aus dem Rheinland kommen daher laut Dose-Miekley an den Ostseestrand. (dpa)

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