Wirklich nachhaltige Wirtschaft

Kleine Buchhandlungen trotzen der Krise

VON KRISTINA PEZZEI

Es passiert nicht oft, dass aus Berlin wegweisende Wirtschaftsnachrichten zu melden sind. Auch diese Schlagzeile wird die Börsen wohl nicht bewegen: In Berlin werden gegen den Trend zahlreiche inhabergeführte, auf den Kiez ausgerichtete Buchläden eröffnet.

Erfreulich ist diese Entwicklung trotzdem – oder gerade weil sie die Welt nicht spontan ins Wanken bringt. In der Stadt etabliert sich eine kleinteilige, von unten organisierte Wirtschaft. Sie wird von engagierten, gut ausgebildeten Menschen angestoßen, die sich lokal verankert fühlen. Sie wird angereichert durch pfiffige Ideen abseits etablierter Ansätze. Sie ist dort erfolgreich, wo die Platzhirsche der Branche straucheln. Die Berliner Buchhändler-Bewegung ist ein Modell für die Zukunft.

Stabile Strukturen

Gewiss, die Gewinnspannen sind gering, mancher bleibt auf der Strecke. Eine Volkswirtschaft wird davon nicht gestützt. Noch nicht? Schon vernetzen sich die Einzelhändler im Kiez; der Fahrradschrauber dekoriert die Auslage des Buchladens, den Kaffee beim Bäcker gibt es für die volle Buch-Stempelkarte. Sie stabilisieren sich gegenseitig – und damit die Wirtschaftsstruktur.

Die jüngsten Krisen haben gezeigt, dass das bloße Durchregieren von oben nicht funktioniert hat; eine abgehobene, rein von Konzernen dominierte Wirtschaft kann leicht auf die Nase fallen. Ausbaden müssen das Menschen, die nichts dafür können. Nun lösen sich die BürgerInnen aus ihrer Passivität und machen selber Wirtschaft, mit Erfolg und eigenen Konzepten. Das ist wirklich nachhaltig.

Bericht SEITE 23