Ist die Schreibschrift überflüssig?

BÖGEN Finnland schafft die Schreibschrift ab, damit Schüler mehr Zeit zum Tippen haben. Auch Deutschland ist ein Blockbuchstabenland geworden

■ Die Streitfrage wird vorab online gestellt.

Immer dienstags. Wir wählen eine interessante Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am wochenende: www.taz.de/streit oder www.facebook.com/taz.kommune

Redaktion: Christine Luz, Andreas Köhnemann, Steffi Unsleber

Fotos: Jürgen Naber, Miriam Juschkat, dpa, privat (2)

Tex Rubinowitz

Nehmt den Kindern die Füller weg, bis sie merken, dass man mit einer Maus nicht unterschreiben kann.

Tex Rubinowitz, 53, ist Zeichner und Schriftsteller. Vergangenes Jahr wurde er mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet

Martin Walser

Die Handschrift durch die per Tastatur produzierte Schrift zu ersetzen, ist ein Akt reiner Barbarei. Überraschend hemmungslos, skrupellos, gedankenlos, gesinnungslos, kulturlos, geschmacklos und gewissenlos!

Martin Walser, 87, ist Schriftsteller. Er ist einer der berühmtesten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur

Hans Brügelmann

Das Erlernen einer Norm-Schreibschrift bringt wenig für ein schnelles Schreiben später. Beispielhaft für die meisten Erwachsenen zeigt das meine an der Lateinischen Ausgangsschrift geschulte Handschrift. Auch die Forschung belegt, dass aus dem Handdrucken entwickelte Schriften flüssiger und formklarer geschrieben werden.

Hans Brügelmann, 68, ist Grundschulpädagoge und Sprachdidaktiker. Er setzt sich für die Grundschrift ein, die aus zu verbindenden Druckbuchstaben besteht

Susanne Ulmke

Erst wenn die letzte Diode verglimmt, der letzte Transistor durchgebrannt und der letzte Akku verbraucht ist, werdet ihr wieder lernen, dass ihr auch ohne Strom schreiben können müsst.

Susanne Ulmke, 47, ist Kalligrafin. Sie hat die Streitfrage per Mail kommentiert

Katharina Nocun

Das Handwerkszeug der Weltretter von morgen ist die Tastatur, nicht der Füller. Lasst sie uns ausstatten!

Katharina Nocun, 28, war politische Geschäftsführerin der Piraten-Partei. Sie ist Netzaktivistin und leitet die Kampagne „Schutz für Edward Snowden in Deutschland“