Rot

2005 „Le vin est une fête“, Rotwein trocken, Domaine Élain da Ros, Côte du Marmandais, Südwestfrankreich, 8,95 Euro

Wenn man in die missliche Lage gerät, dass einem der Rotwein ausgegangen ist und man deshalb im Internet hin und her googelt, dann ergreift einen womöglich blankes Grausen. Es ist erstaunlich, mit welch verschwurbelter Wortakrobatik dort gelobt und gepriesen wird. „Dieser Riesling ist außergewöhnlich klar und rein, wie Quellwasser – wenn man einem Wein dieses Kompliment machen darf – oder wie ein gregorianischer Choral.“ Nein, darf man nicht, denkt man, und liest ein Klick später: „Nur in Südtirol gedeiht er noch, der Rosenmuskateller?“ Und fast jeder Wein stammt von „autochthonen Reben“. Wenn man diesen Kitsch gelesen hat, will man nie, nie, nie mehr Wörter wie „ursprünglich“, „autochthon“ oder „authentisch“ sagen und hören.

„Authentischer Wein“ – das ist ein Schlagwort geworden, mit dem auch noch der mittelmäßigste Tropfen als Besonderheit verkauft wird. In dieser Absicht sind auch die sogenannten autochthonen Rebsorten Mode geworden. Also die heimischen „bodenständigen“ Weinsorten, die es angeblich nur in einer Region gibt. Die aus diesen Reben erzeugten Weine haben dem Weinbau mancherorts auch eine gewisse geschmackliche Vielfalt zurückgegeben. Aber nicht jede autochthone Rebsorte ergibt zwangsläufig einen guten Wein. Abgesehen davon, dass man sich hier auch einer Blut-und-Boden-Rhetorik bedient, wird ausgeblendet, dass es eben nicht allein an der autochthonen Rebsorte liegt, einen interessanten Wein hervorzubringen, der sich von der Masse abhebt. Gerade in Portugal, Süditalien oder Griechenland, wo es noch viele solche „uralten“ Rebsorten gibt, werden daraus oft stromlinienförmige Weine erzeugt, weil ihnen bei der Weinbereitung jeder Eigensinn ausgetrieben wurde.

„Le vin est une fête“ ist ein Wein, der nicht aus autochthonen Rebsorten erzeugt wird, sondern aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Aber er kommt aus dem Weingebiet Côte du Marmandais, 24 Kilometer südöstlich vom Weingebiet Bordeaux, wo man mit diesen Sorten schon seit langer Zeit Erfahrung gesammelt hat. Der süffige Rote hat ein nuanciertes Geschmacksbild, das von schmeichelnder Frucht bis hin zu gerbigen Aromen reicht. Kurz nach dem Öffnen wirkt er eher verschlossen und rustikal. Doch schon nach einer Stunde wird er zugänglicher, und am nächsten Tag wirkt er geradezu großzügig und auf charmante Art vollmundig. Élain da Ros, ein junger Winzer aus Cocumont, hat ihn erzeugt, unfiltriert abgefüllt und ihm dabei seine Ecken und Kanten nicht genommen.

Bezug: Sechserkarton für 56 Euro inkl. Porto und Versand, der Zwölferkarton für 110 Euro. Weinversand „Vin sur Vin Diffusion“, Heimstraße 17, 10965 Berlin, Fax (0 30) 69 51 99 21, Fon (0 30) 69 51 99 20, E-Mail: info@weine-visentin.de