Hamburger Szene
: Fahrradpolizei greift durch

Für einen Moment habe ich die Frau für ihren Mut bewundert. Direkt vor zwei PolizistInnen bei Rot über die Ampel zu radeln! Schließlich ist bekannt, dass die radfahrenden Beamten mit dem Ziel auf den Straßen sind, RadfahrerInnen zu maßregeln. Sie aber hat sich nicht einschüchtern lassen.

Außer den beiden PolizistInnen gab es auch wirklich keinen Grund, an der Ampel stehen zu bleiben. Weit und breit war weder ein Auto, noch ein Kind in Sicht. So überlegte ich kurz, ob ich mich ihr anschließen sollte, blieb dann aber doch lieber stehen. Dazu sollte ich mich kurz darauf beglückwünschen.

Als die junge Frau über die Fahrbahn rollte, radelte ihr die Polizistin sofort hinterher, um ihre Personalien aufzunehmen. Ihr Kollege hätte eigentlich stehen bleiben können: die Ampel zeigte immer noch Rot, bei der Passkontrolle wurde er eindeutig nicht gebraucht, und irgendwie hat ein Polizist ja auch Vorbildfunktion. Doch auch er fuhr hinterher. Woraufhin der Mann, der neben mir an der Ampel gewartet hatte, offenbar dachte, nun sei die Fahrt freigegeben. Jedenfalls startete er ebenfalls. Der Polizist, der soeben selbst bei Rot gefahren war, drehte sich um, sah ihm streng ins Gesicht und forderte ihn zur Abgabe seiner Personalien auf, zwecks Strafverfolgung.

Ich war schließlich als Erste am Ziel. Als die Ampel auf Grün umsprang, radelte ich an den vieren vorbei, erleichtert und mit schlechtem Gewissen zugleich. ELKE SPANNER