… der Ostdeutsche Schäferhund?
: Aussterben

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der deutsche Realsozialismus ausgerechnet in seinen Markenartikeln weiterlebt. Rotkäppchen, Spee und Cabinet schätzt heute auch so mancher Westler. Ein anderes Ostprodukt hat sich auf dem gesamtdeutschen Markt hingegen als Flop erwiesen: der Ostdeutsche Schäferhund. „Es gibt ihn noch, aber nur einige wenige“, sorgt sich der einstige DDR-Hauptzuchtwart. Die Hunde aus der Ostlinie konnten sich auf Zuchtschauen gegen die harte Westkonkurrenz einfach nicht durchsetzen. Mit ihrem dunkelgrauen Ton sind sie farblich einfach nicht up to date.

Aber noch gibt es Hoffnung, denn der Ostdeutsche Schäferhund hat treue Fans. Selbst in den USA kennt und liebt man die Vierbeiner mit der roten Vergangenheit. Der amerikanische Zuchtverein Alt-Ostland etwa widmet sich ganz der Erhaltung der „pure DDR bloodline“. Die Begeisterung – sowohl für den deutschen Osten als auch für die Hunde – ist auch auf der Homepage zu spüren. In grauer altdeutscher Schrift auf schwarzem Grund werden Schnappschüsse der „Alt-Ostland’s puppies“ angekündigt, links und rechts weht die DDR-Flagge.

Liest man dann die (deutsche) Beschreibung der Tiere, drängt sich einem allerdings der Verdacht auf, dass der Ossi auch hier nicht wertgeschätzt, geschweige denn verstanden wird: „Im großen Rahmen stehender Rüde mit sehr gut drucksvollem Kopf, fester Oberlinie, wobei die Kruppe etwas kurz und abfallend ist. Bringt recht vitales Gangwerk, sein Nachschub könnte etwas wirksamer sein“, heißt es da. Kein Wunder, dass der Ossi keine Lust mehr hat und lieber auf den Wessi springt – um dann für wirksameren Nachschub zu sorgen. LST
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