Osnabrücks Achterbahn und Paulis freier Fall

Im Zweitliga-Nordderby besiegt der VfL Osnabrück St. Pauli mit 3 : 1 (1 : 0). Trotzdem herrscht bei den Niedersachsen Abstiegsangst. Die Hamburger fürchten nach drei Niederlagen in Folge, nach unten durchgereicht zu werden

Am Ende herrscht Eintracht. Die Fans skandieren „Ohne Pauli wären wir gar nicht hier“ und haben damit Recht. Denn im letzten Spiel der vergangenen Regionalliga-Saison legten sich die bereits aufgestiegenen Hamburger noch einmal ins Zeug und ebneten mit einem 1 : 1 beim Tabellenzweiten Magdeburg den Osnabrückern den Aufstieg. Doch von freundschaftlicher Atmosphäre ist an diesem Freitagabend im Osnabrück nichts zu spüren. Aggressivität prägt das Spiel. Bereits in der dritten Minute wird VfL-Verteidiger Touré von Joy gefoult und mit Beinbruch ins Krankenhaus gebracht.

In der nun aufgeheizten Stimmung – jeder Ballkontakt der Paulianer wird in der ausverkauften Arena mit Pfiffen bedacht – verhindern die Niedersachsen mit viel Druck, dass der Ligakonkurrent ins Spiel findet. Als dann Pauli-Kapitän Meggle in der 34. Minute eine umstrittene rote Karte sieht, bricht der Widerstand der Gäste zusammen. Prompt gelingt Thomas Chichon zwei Minuten später die 1 : 0-Führung, die Rouwen Hennings in der 61. Minuten auf 2 : 0 erhöhen kann. Zwischenzeitlich kommen die Hamburger zu Chancen und schaffen zwei Minuten vor Spielende durch Morike Sako den Anschluss. Doch fast mit dem Schlusspfiff sorgt Gaetano Manno für den 3 : 1-Endstand.

St. Pauli rutscht damit nach gutem Saisonstart in der Tabelle weiter ab. Nach drei Niederlagen in Folge wurden die Hamburger innerhalb nur einer Woche von Platz vier auf Platz 13 durchgereicht. Damit stehen sie in der Tabelle direkt hinter Osnabrück und sind nur noch ein Pünktchen von der Abstiegszone entfernt. Besonders bei den Niederlagen gegen Gladbach (0 : 3) und Osnabrück machte sich das Fehlen von gleich drei etatmäßigen Abwehrspielern (Morena, Rothenbach, Lechner) bei den Hamburgern bemerkbar.

Da sich die Hamburger in beiden Partien schon nach einer halben Stunde durch unnötige Platzverweise selbst schwächten und anschließend einbrachen, hofft Trainer Andre Trulsen nun darauf, kommendes Wochenende wieder mehr gesundes Personal zur Verfügung zu haben – und zwar über die vollen 90 Minuten. St. Pauli steht nun unter Druck: Gegen das Tabellenschlusslicht Paderborn muss am Sonntag ein Heimsieg her, will der Aufsteiger nicht im Tabellenkeller landen.

In Osnabrück muss man sich dagegen an eine Berg-und-Talfahrt gewöhnen. Zwar bleibt die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz auch im 23. Punktspiel zu Hause ungeschlagen, doch sieht der Coach Verbesserungsbedarf. „Wir hören nach einem Führungstor auf, aktiv zu sein. Bloß nichts investieren, schön auf das Wochenende freuen“, findet Wollitz nach dem Nordderby deutliche Worte: „Das geht irgendwann in die Hose.“ Noch schwieriger wird das Ziel Klassenerhalt nach dem Ausfall von Touré, der voraussichtlich sechs Monate fehlen wird. Der aus Leverkusen ausgeliehene 19-Jährige hatte sich als rechter Verteidiger sofort perfekt in das Team eingefügt.

Bereits am zweiten Spieltag erlitt der ebenfalls aus Leverkusen ausgeliehene Pierre de Wit einen Kreuzbandriss. Ob er in dieser Spielzeit noch zum Einsatz kommen wird, ist fraglich. Damit fehlen dem Team zwei junge, wichtige Spieler. Sie sollten die von Wollitz oft angesprochene spielerische Unterlegenheit des VfL gegenüber der Zweitligakonkurrenz ein wenig nivellieren. Ohne sie – das weiß Wollitz – wird der Verbleib in der Spielklasse nicht leichter.

H. OSTENDORF/M. CARINI