Grüner Menschenrechtsbellizismus

betr.: „Schriften zu Zeitschriften“, taz vom 26. 9. 07

Bemerkenswert, wie es der Autor schafft, innerhalb ein und desselben Artikels Argumentationsmuster, die Gewalt im Dienste „höherer Ziele“ rechtfertigen, einerseits zu verdammen, andererseits selbst in emphatischer Manier zu übernehmen.

Nachdem er den grünen Menschenrechtsbellizismus unter Joschka Fischer als eine über aller Kritik stehende „Errungenschaft“ gefeiert hat, die beinahe den Titel einer internationalen Befreiungsbewegung verdiene, schreibt Cammann über die Rechtfertigungen der chinesischen Kulturevolution unter westlichen Maoisten, die das Wort von der „notwendigen und legitimen revolutionären Gewalt“ in den Mund nahmen: „Der Blutzoll war für sie das bewusst in Kauf zu nehmende Opfer, wozu das ferne China sich im Unterschied zu Europa heroisch durchgerungen hatte.“

Dass auch der „menschenrechtszentrierte, bewaffnete Internationalismus“ in Kosovo, Afghanistan und Irak einen erheblichen zivilen Blutzoll gefordert hat und bei mehr als fragwürdigen Resultaten noch fordert, wird in dieser als Zeitschriftenrezension getarnten Polemik nicht erwähnt. Linke Pazifisten sind halt autoritäre, verstaubte Politrentner, linke Gewaltlegitimisten stalinistische Greise. Mit verstockt pazifistischem Gruß RAINER BARBEY, Regensburg

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