Großes Kino im Hinterhof

„Schmal projizieren, breit feiern“ – Das B-Movie in der Brigittenstraße feiert seinen 20. Geburtstag – mit Freunden, Fans, Förderern und geschätzten zwölf Filmen aus zwei Jahrzehnten Kino im Stadtteil

VON JAN WEHBERG

Die Eintrittskarten gibt es am Tresen: 3,50 Euro mindestens, gerne auch mehr, der Rest ist Spende. Es herrscht Kneipenatmosphäre. Astra gibt es für 1,50 und viel Rauch. Sobald das Rauchverbot kommt, wird es im B-Movie vermutlich wieder nach alten Polstermöbeln riechen. Die Besucher stehen in Gruppen. Sie sprechen über den laufenden Film oder das B-Movie.

Da gibt es viel zu erzählen. Von Klaus Lemke etwa, dessen Filme echte Kiezbuster sind. Sein Erscheinen birgt Potential für das rote „Ausverkauft“-Schild, das hinter der Tür baumelt. Bei der Vorführung seines 79er-Werks „Der Allerletzte“ konnte der Regisseur selbst nicht mehr erklären, was er sich dabei gedacht hatte. Die aufmunternden Worte aus dem Publikum vermochten ihn kaum zu trösten.

Für solche Begegnungen bietet das B-Movie eine hervorragende Bühne. Früher verlief in diesem kleinen Hinterhof die Grenze zwischen Hamburg und dem dänischen Altona – heute die zwischen Kinokultur und Trash, zwischen „Themroc“ und „Boxprinz“.

1987 hatte das Projekt als Filmklub in einem besetzten Haus in der Brigittenstraße 5 begonnen – dort, wo das Kino sich heute noch befindet. Die Besucher nahmen auf alten Obstkisten Platz und hofften auf eine gute Tagesform des russischen TK35-Projektors aus ehemaligen Armeebeständen, der dazu neigte, die Filme zu schreddern.

Heute gibt es richtige, samtrote Kinosessel, aber noch immer ist vieles improvisiert. Die Filmspule steht wegen Platzmangels im Keller, von wo aus der Filmstreifen über etliche Umlenkrollen bis zum Projektor im engen Vorführraum geleitet wird. Inzwischen gehört auch ein DVD-Spieler zur Ausrüstung. Doch die Leidenschaft der Filmfreunde gehört weiterhin dem Zelluloid.

Aus der Anfangszeit ist keiner der Aktiven mehr dabei. Heute sind es 15 Ehrenamtliche, die das B-Movie am Laufen halten und über die Filmauswahl und die Geschicke des Programmkinos entscheiden. Dabei werde weniger gestritten als noch vor zehn Jahren, findet Martin Schnitzer vom B-Movie. Der künstlerische Aspekt steht heute im Vordergrund. Politische Grundsatzdiskussionen und Flügelkämpfe sind mit den Obstkisten verschwunden.

Einfacher ist es dadurch aber nicht geworden. „Wir machen uns schon Sorgen um den Fortbestand“, sagt Schnitzer. Zwar gebe es für besondere Ausgaben Fördergelder, doch für Investitionen bleibe so gut wie nichts übrig. Der laufende Betrieb könne im Großen und Ganzen durch die Eintrittsgelder bestritten werden. Für die Filme stehe ein monatliches Budget von rund 600 Euro zur Verfügung.

Inzwischen denken die Macher verstärkt über Werbung im B-Movie nach. Bisher kein Thema, aber vielleicht unausweichlich. „Das tut schon weh und wäre schrecklich“, sagt Martin Schnitzer. Aber es würde wohl helfen, den größten Geburtstagswunsch des B-Movies zu erfüllen: das B-Movie als unabhängiges, unkommerzielles Kino und als einen „schönen, sozialen Ort“ zu erhalten.

Die Geburtstagsfeier beginnt heute ab 19 Uhr im B-Movie mit einer Programm-Ausstellung und einem „Come Together“, bei dem auch viele Ehemalige erwartet werden. Am Samstag steigt eine B-Movie Soliparty in der Roten Flora