reinhard goltz, sprachwissenschaftler
: Der Plattschnacker

REINHARD GOLTZ, 54, ist Sprachwissenschaftler und fordert Plattdeutsch als eigenes Schulfach. FOTO: PRIVAT

„Doon is’n Ding“, sagt der Niederdeutsche: „Auf das Tun kommt es an.“ Das ist der Lieblingsschnack von Reinhard Goltz. Geht es darum, das Platt zu erhalten und zu fördern, bedarf es einiger Aktivität – und Menschen wie ihn.

Er kam in Finkenwerder zur Welt, lebte 30 Jahre in Hamburg, 20 in Kiel und nun in Bremen. Das norddeutsche Urgestein bezeichnet sich selbst gern als „Grenzgänger zwischen Wissenschaft und praktischer Kulturarbeit“. Das stellte er als Mitglied des Kabarett-Ensembles „De Scheewe Dree“ oder Mitwirkender bei den Übersetzungen von Asterix, Donald Duck und Harry Potter unter Beweis.

Im politischen Bereich ist er als Sprecher des „Bundesraat för Nedderdüütsch“ tätig und kommt so häufig in den Genuss, Platt zu schnacken. Nun wünscht er sich, dass der Kreis seiner potenziellen Zuhörer wächst.

Gestern traf er sich mit der „sprachpolitischen Vertretung der Plattdeutsch-Sprecher“ erstmals zu einer Sitzung in Mäkelborg-Vörpommern, um die Zukunft der Sprache zu erörtern. Die Rolle des Niederdeutschen in der Bildung ist ihm wichtig. Dazu gehört Plattdeutsch-Unterricht an den Schulen und die Aus- und Fortbildung von Lehrern.

Die Niederdeutsche Literatur ist sein wahres Steckenpferd, für die er sich in der Klaus-Groth-Gesellschaft engagiert. Groth war einer der wichtigsten Dichter des Niederdeutschen im 19. Jahrhundert und ist auch für seine Gedichtsammlung „Quickborn“ bekannt geworden.

„Ein Temperamentsbolzen ist er nicht unbedingt“, sagt ein Freund über Goltz. „Eher überlegt, aber mit sehr pfiffigen Ideen.“ Ein plietscher Jung und etwas dröge im besten Sinne des Wortes. Ein echter Norddeutscher eben. Außerdem überaus tatkräftig.

Vielleicht gelingt es ihm und seinen Kollegen das schöne kräftige Platt wieder aus seinem kleinen Verstecken wie dem Ohnsorg-Theater zu locken und zurück auf die Straße zu bringen.JAN WEHBERG