Mehr als nur Blockflötenstunden

Die Staatliche Jugendmusikschule Hamburg wird 80. Zum runden Geburtstag zeigt Deutschlands größte Musikschule, warum sie nicht durch Privatlehrer ersetzbar ist: Drei Monate lang präsentieren ihre Schüler das erlernte Können

Afghanische Musik, Rock- und Pop-Klassen, Rhythm’n’Dance: Das Angebot der Hamburger Jugendmusikschule umfasst längst mehr als nur den klassischen Blockflötenunterricht. In der größten Musikschule Deutschlands wird getrommelt, gezupft und gestrichen, was das Instrumenten-Spektrum hergibt.

Zu Gründungszeiten war die Stimme noch die einzige musikalische Ausdrucksform. 1927 bot die Staatliche Singschule erstmals eine kostenlose Gesangsausbildung für Hamburger Jungs an. Fünf Jahre später durften dann auch Mädchen ihre Stimme bilden, sie zahlten für die Kurse allerdings eine Reichsmark pro Monat. Drei Jahre dauerte die musikalische Lehre, von neun bis zwölf Jahren.

Das heutige, erweiterte Kursangebot bietet musikalische Bildung für Mädchen und Jungs aller Altersklassen. Auch wenn Kinder im Alter von sechs Monaten noch keine Melodien beherrschen: „Das Eltern-Baby-Singen hat erwiesenermaßen einen großen Einfluss darauf, dass sich Kinder später für Musik interessieren“, sagt Karen Krienke, die Assistentin der Schulleitung. Es folgen musikalische Früherziehung und später das Erlernen eines Instruments.

325 Lehrer und 15.000 Schüler hat die Jugendmusikschule zurzeit. Der Großteil des Unterrichts erfolgt daher in Gruppen. Das habe den Vorteil, dass sich die Kinder durch Beobachten zu besseren Leistungen anspornen, sagt Krienke. Allerdings kann der Gruppenunterricht nicht alles abdecken: Sehr gute Schüler wandern daher häufig zu Privatlehrern ab. Ein echtes Problem, sagt Krienke: „Wenn wir bei ‚Jugend musiziert‘ nicht ausreichend vertreten sind, wird gleich gefragt: ‚Was macht ihr eigentlich?‘“

Aber auch der Wechsel zum Privatlehrer bringt Nachteile. Es fehlt der Rahmen, um regelmäßig Konzerte zu organisieren. Zu ihrem 80-jährigen Bestehen veranstaltet die Jugendmusikschule gleich drei Monate lang musikalische Festwochen.

Die Nachfrage nach musikalischer Bildung ist groß. Auf Klavierunterricht warten die Interessenten vier Jahre. „Das ist dramatisch“, findet Krienke und hofft, dass die staatliche Bezuschussung dem Rechnung trägt. Schließlich sei die eigene Musikalität meist der Grund für Konzertbesuche. „Woher“, fragt sie, „sollen sonst die Zuschauer für die Elbphilharmonie kommen?“BENJAMIN GEHRS

Ein paar Höhepunkte der Jugendmusikschul-Festwochen: „Von 0 auf 80 – Eine musiktheatralische Zeitreise“: 12. Oktober, 19.30 Uhr, 13. Oktober, 15 und 18.30 Uhr, Kampnagel (Jarrestr. 20); Familienkonzert „Haydn schöpft!“: 4. November, 15 Uhr, Kreuzkirche Alt Barmbek; Tanzperformance „Die vier Elemente“: 18. November, 17 Uhr, und 19. November, 10 Uhr, Kampnagel Internet: www.jugendmusikschule-hamburg.de