Im Discounter

Mit zwei Hundefreunden

„Also ick geh mit dem Hund morgens immer in den Friedrichshain. Vier Kilometer ist so’ne Runde, wenn de janz rumjehst. Det is jut für Rolf.“ Der junge Mann, der auf den Älteren einredet, ist – bis auf die Springerstiefel – von oben bis unten in Wüstencamouflage gekleidet. Selbst die Glatze schimmert in gelblichem Grau. In seinem Einkaufswagen, den er beim Reden wie einen Kinderwagen hin- und herschiebt, stehen drei Gläser „Genießer-Rotkohl“ und eine Büchse Currywurstsuppe. In der Hand hält er eine Großpackung Hundefutter, die 20 Prozent mehr Inhalt verspricht. „Kennste denn den Friedrichshain?“, fragt er den Älteren. „Den Volkspark?“ – „Joo.“ – „Wer kennten den nich, is doch hier gleich um die Ecke.“

Der ältere, sehr große und breite Mann lässt beharrlich ein großes Schlüsselbund um seinen Zeigefinger kreisen. Auf der rechten Brustseite seiner blauen Bomberjacke ist das Wort „Security“ eingestickt. Er schaut auf den Wüstenkämpfer hinab und brummt: „Aber da nerven die Piepel vom Ordnungsamt.“ – „Det stimmt. Ick hatte ooch schon Ärger mit die. Aber wennde den Hund anne Leine nimmst, sind die ruhig. Doofstellen hilft immer. Die jehn weiter und du machst die Leine wieder ab.“ – „Seh ick nich ein. So ’ne Kreatur braucht Freiheit. Die ist friedlicher wie ’n Mensch. Ick könnt mir da so uffrejen. Von wejen Kampfhund, der heißt nur so für die ihre Systematik. Det sind zarte Wesen. Meiner kann zum Beispiel nich austreten, wenn er anner Leine is. Der kann nur kacken und pinkeln, wenn nix am Hals zerrt. Det vastehn die vom Ordnungsamt aber nich. Ick sach neulich zu ’nem Typen von denen, könn Sie pinkeln, wenn Ihnen eener uff die Eier kiekt? Da war der ruhig.“

ANNETT GRÖSCHNER