Böse Bücher

KRIMIS Zum vierten Mal dreht sich beim Braunschweiger Krimifestival alles ums Morden

Unbequem war Inger Oswald nicht nur als Vater einer an Leukämie gestorbenen Tochter und entsprechend engagiertes Mitglied einer Bürgerinitiative betroffener Eltern, die die Krebserkrankungen in der Elbmarsch mit dem Brand im Geesthachter Kernforschungszentrum in Verbindung bringt. Sondern auch als Heimatforscher des örtlichen Geschichtsvereins. Schnell wird klar, dass er, erschossen mit einer Wehrmachtspistole, aus dem Weg geräumt werden sollte, weil er zu tief im unter den Teppich gekehrten Dreck von sechs Jahrzehnten gewühlt hat.

Am Thema, das Boris Meyn für seinen aktuellen Krimi „Kontamination“ (Rowohlt, 336 S., 9,99 Euro) gewählt hat, kann es nicht liegen, dass seine Lesung im Rahmen des vierten Braunschweiger Krimifestivals zu den wenigen noch nicht ausverkauften Veranstaltungen gehört. Und an der Güte seines Romans auch nicht: Meyn schreibt nicht einfach im Windschatten des Zeitgeistes gegen die Verwerfungen der Atompolitik, sondern wirft einen genauen Blick auf ihre 60-jährige Geschichte. Welche Mission hatte der mit Geigerzähler ausgerüstete alliierte Fallschirmjäger, der im April 1945 in der Elbmarsch aktiv war? Hatten etwa schon die Nazis atomar bestückte „V-Waffen“?

Insgesamt 39 Mal wird bis Anfang November an 27 Orten in der ganzen Stadt gemordet, was das Zeug hält. Mit dabei sind zahlreiche internationale Krimi-Stars wie Jo Nesbø, Simon Beckett oder Tom Rob Smith. MATT

■ Braunschweig: Sa, 22. 10. bis Do, 3. 11., www.krimifestival-bs.de