Großes Publikum

PEGIDA-PASTOR

Wenn Olaf Latzel an diesem Sonntag predigt, wirft die Polizei ein wachsames Auge auf die Bremer Innenstadt-Kirche St. Martini. Im Netz kursieren Protestaufrufe: Vor Kurzem hatte Pastor Latzel von der Kanzel weg allen Religionen den Kampf angesagt – außer der eigenen: „Umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte ziehen“ forderte er in Bezug auf katholische Reliquien sowie die „Götzenbilder“ der Buddhisten und Muslime.

Daher ist die Polizei auch in Bezug auf Latzel selbst aktiv. Sie hat für die Staatsanwaltschaft seine letzte Predigt abgeschrieben, wegen des Anfangsverdachts auf Volksverhetzung und Beleidigung religiöser Gefühle. „Das mit dem Zuckerfest, das mit Buddha und das mit den Reliquien war nicht gut“, räumt Latzel mittlerweile ein – die hatte er als „Mist“, „Dreck“ und „Blödsinn“ qualifiziert. Von einer allgemeinen Entschuldigung für seine Predigt – „die war gewiss ein hartes Wort“ – will er nichts wissen.

Als die Bremer Evangelische Kirche (BEK) nach einem „anstrengenden und schwierigen“ Gespräch, wie es der leitende BEK-Theologe Renke Brahms nennt, am Dienstag eine entsprechende Mitteilung verschickte, distanzierte sich Latzel umgehend: „Es ist ihre Entschuldigung, nicht meine.“

Bestärkt wird der 47-Jährige auch im Internet, durch eine große Fangemeinde, die den Slogan „Ich bin Olaf“ verbreitet – was tatsächlich ernst gemeint ist. Dagegen „bedauert“ die evangelikale „Evangelische Allianz“ Latzels Äußerungen zur Glaubenspraxis anderer Religionen. Bemerkenswert, weil die „Allianz“ mit St. Martini eng verbunden ist.

Die vehementeste Kritik kommt von den MitarbeiterInnen der BEK: Sie befürchten, dass Latzels Diffamierungen auf die Kirche insgesamt zurück fallen. 70 Geistliche im Talar versammelten sich deswegen vor dem Dom. Auch in und vor Latzels Kirche wird am morgigen Sonntag die Pastorendichte erheblich sein.  HB