heute in bremen
: „Da ist tief sitzende Angst“

Die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck berichtet von ihrem Kurzbesuch in Afghanistan

taz: Frau Beck, wie war es in Afghanistan?

Marieluise Beck, Bundestagsabgeordnete der Grünen: Vor allem hat mich die tief sitzende Angst der Menschen und insbesondere der Frauen beeindruckt: Sie fürchten, das zu erleben, was ihnen nach dem Abzug der Sowjetunion widerfahren ist – dass sich niemand mehr für sie interessiert und die Taliban zurückkehren.

Sie haben Frauen in Kabul getroffen. Was haben die Ihnen mit auf den Weg gegeben?

Das waren Frauen, die die Burka abgelegt haben und sich am demokratischen Aufbau ihres Landes beteiligen wollen. So lange die Aussicht da ist, dass die internationale Staatengemeinschaft steht, sind sie bereit, das Risiko auf sich zu nehmen, dass die Beteiligung am Aufbau Afghanistans bedeutet.

Was würde passieren, wenn Afghanistan sich selbst überlassen würde?

Für diese Frauen wäre das ein großes Risiko. Sie alle sagen, dass wir, die wir außerhalb Afghanistans leben, uns gar nicht vorstellen können, wie schlimm es unter den Taliban war.

Wie reagieren die Menschen auf Diskussionen um die internationale Schutztruppe?

Alle Zeichen, dass die internationale Gemeinschaft wackelt, sind sofort zu spüren: Viele, die zurückgekommen sind, wandern wieder aus.

Wie erleben die Menschen ihre Regierung in Kabul?

Sie kritisieren ihre schwache Regierung und die korrupte Verwaltung. Aber das nehmen sie in Kauf, so lange Hoffnung da ist, dass sich ihr Land demokratisch entwickelt. Fragen: fez

Heute, 20 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5