Die Rückkehr der Qualität

SPIEL-KLASSE 2:1 gegen Bayer Leverkusen: Diverser Verletzungsfälle zum Trotz siegt Werder Bremen durch viel Kampfgeist und ein gutes Publikum

Trainer Skripnik hat den Bremern wieder spielerische Klasse eingehaucht

Es war in der 18. Minute, da hätte sich Leverkusens Trainer Roger Schmidt wohl am liebsten nachträglich auf die Zunge gebissen. Seit elf Pflichtbegegnungen habe sie kein Tor mehr aus dem Spiel heraus kassiert, hatte er seine Mannschaft unter der Woche noch gelobt. Und nun? Ließ die sich von Werder Bremen ausspielen wie eine Schülermannschaft.

Über Felix Kroos, Clemens Fritz und Fin Bartels landete der Ball mit jeweils nur einer einzigen Berührung bei Davie Selke, der ihn ebenfalls direkt im Tor versenkte. Die Zuschauer rieben sich noch die Augen, als kurz danach Theodor Gebre Selassie mit einem Kopfball aus Nahdistanz fast nachgelegt hätte, aber an einer überragenden Reaktion von Torwart Bernd Leno scheiterte.

Spätestens jetzt stand fest: Trainer Viktor Skripnik hat die Bremer Mannschaft nicht nur wachgeküsst, sondern ihr auch wieder spielerische Klasse eingehaucht. Dass Zlatko Junozovic in der 29. Minute zum wiederholten Mal einen Freistoß über die Mauer in den Winkel schlenzte, wunderte dann schon fast niemanden mehr, sondern war die erneute Bestätigung der Wiederauferstehung Werders als Qualitätsmannschaft – und das, obwohl sie sogar auf den verletzten Torjäger Franco Di Santo verzichten musste.

Kurz vor der Pause münzte der bis dahin harmlose Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 seine Klasse doch noch in den Anschlusstreffer um: Julian Brandt, groß geworden beim Bremer Vorort-Klub FC Oberneuland, wurde auf dem rechten Flügel freigespielt, Hakan Calhanoglu schließlich köpfte den durch den Strafraum irrenden Ball ins Werder-Tor.

Die 2. Halbzeit war vom Anpfiff an eine Abwehrschlacht für die Bremer, erschwert durch den verletzungsbedingten Ausfall des starken Alejandro Galvez. Non-Stop liefen die nun aufgedrehten Leverkusener über die dribbelstarken Heung-Min Son und Karim Bellarabi die Flügel an, gewannen auch im Mittelfeld die wichtigen Zweikämpfe. Mit Glück, Einsatz und Publikumsunterstützung rettete Werder den Vorsprung über die Zeit.

Die letzten Minuten hindurch begleiteten die Zuschauer das Spiel dann mit Standing-Ovations. „Der SVW ist wieder da“, sangen sie. Platz 8 drückt das nun auch in der Tabelle aus.  RLO