Promi-Schiedsrichter unterstützt Aktion gegen Gewalt

FUSSBALL Gewalt im Berliner Amateurfußball verleidet Schiedsrichtern ihre Aufgabe. Der Fußball-Verband hat ein Zeichen gesetzt

„Der Respekt gegenüber anderen Menschen hat generell rapide nachgelassen“

BFV-Präsident Bernd Schultz

Ein gewöhnliches Wochenende sieht für DFB-Schiedsrichter Felix Zwayer eigentlich keinen Einsatz in der Kreisliga B vor. Normalerweise agiert der prominente Mann in Schwarz in den großen Stadien der Bundesligisten vor Zehntausenden Fans. Nur knapp 50 Zuschauer sind es an diesem Samstag – an einer eher unauffälligen Spielstätte in Weißensee.

Einige Schritte entfernt von einem kleinen Grill, abseits des Platzes, steht BFV-Präsident Bernd Schultz. Mit Sonnenbrille im Gesicht spricht er im Lärm der Flugzeuge, die über die Anlage fliegen, über Besonderheiten dieses Spieles. „Es gibt vermehrt Gewalt auf den Plätzen. Mehrere Tätigkeiten gegen Schiedsrichter waren Anlass für die Aktion“, sagt Schultz. In den vergangenen Wochen waren allein vier unterklassige Spiele in Berlin wegen Angriffen auf Unparteiische abgebrochen wurden.

Für fünf Minuten sind deshalb alle Spiele, die unter Leitung des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) stehen, an diesem Spieltag unterbrochen werden. Das soll zum Nachdenken anregen. Ein Plakat am Eingang zu den Umkleiden macht deutlich, worum es dem BFV hierbei geht: „Spiel fällt aus. Kein Schiedsrichter!“

„Die Aggressionen, die mir von Trainern, Betreuern, Eltern und Zuschauern nach Entscheidungen entgegengebracht wurden, haben mir mein Hobby kaputt gemacht“, heißt es in einem anonymen Zitat auf der Rückseite der ausliegenden Flyer. „Wir verlieren durch die Vorfälle sehr viele junge Schiedsrichter“, beklagt Schultz, „im Jahr sind das so genauso viele, wie wir ausbilden.“

Spitzen-Schiedsrichter Zwayer unterbricht nach zehn gespielten Minuten die Partie zwischen SV Blau-Gelb II gegen Grün-Weiß Baumschulenweg und sucht demonstrativ das Gespräch mit den Kapitänen, während der Stadionsprecher mit einem Anti-Gewalt-Appell für mehr Toleranz wirbt. „Man muss Verständnis schaffen für die Schiedsrichter. Gerade in den unteren Spielklassen, in denen das Leistungsniveau auch der Referees natürlich abfällt“, erklärt Zwayer den Spielführern und appelliert an die Verantwortung der Vereine und Spieler. „Es ist wichtig, die Schiedsrichter zu unterstützen. Sie tun ihr Bestes“, gibt er eindringlich zu verstehen.

Gäste als Gegner gesehen

Das sieht BFV-Präsident Schultz ähnlich: „Oft werden Gegner tatsächlich als Gegner angesehen, nicht als Gäste.“ Davon ist zumindest bei diesem Spiel nichts zu spüren. Es herrscht eine friedliche Atmosphäre auf und neben dem Platz. „Wir reden von Einzeltätern, dennoch ist jeder Vorfall einer zu viel“, beteuert Schultz. Die Ursache für die Häufung der Angriffe auf Unparteiische sei ein gesamtgesellschaftliches Problem: „Der Respekt gegenüber anderen Menschen hat rapide nachgelassen, und zwar generell.“

In allen Ausbildungsbereichen versucht der BFV mit Anti-Gewalt-Kursen dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

YANNICK HÖPPNER, DPA