Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Tatsächlich hört man ja kaum einmal auf Afrika, wenn es um die Popmusik geht. Was ein wenig komisch ist, weil Pop in seinem Ursprung eben eine Art Heimatvertriebener von dort ist: der Blues. Weil aber Afrika mehr unter „ferner liefen“ verhandelt wird und es in den weißen Reihen kaum Konkurrenz zu vermelden gibt, darf sich A. J. Holmes mit seiner neuen Platte auch unwidersprochen als „The King of the New Electric Hi-Life“ rühmen, selbst wenn die Musik noch nicht ganz the real thing ist. Also Hi-Life, dieser uplifting perlende Gitarrensound Westafrikas. Brauchbare Annäherungen aber hat Holmes, der sonst mit so spinnerten existenzialistischen Projekten wie They came from the stars I saw them umtriebig ist, schon hingekriegt und, besser noch, die Vorlagen in Minimalmusic-Pop weiter gedacht und dazu etwas Singing/Songwriting für die stilleren Ecken eines Rummelplatzes gestellt. Mit Les Beaux Gosses de Berlin stellt Holmes seine Platte heute im Bang Bang Club vor. Ein neues Album gibt es auch von Jens Friebe: „Das mit dem Auto ist egal Hauptsache dir ist nichts passiert“. Eine Kollektion sacht lärmender Popschlager, die mir doch besser gefallen würden, hätte man im Info dazu nicht so großkotzig mit dem Vergleich nach der Speckseite geworfen: „Ein pompös im Hazlewood-Stil arrangiertes, um düstere Naturlyrik vertieftes Minidrama“ sei zum Beispiel der Titelsong, der aber mitnichten exquisit hazlewoodianisch ist. Sondern eher stoßfest, spaßsicher und so stumpf, wie es gerade für den Hipness-Wimpel sein soll. Im Festsaal Kreuzberg wird das Werk am Samstag vorgestellt. Und zur Begriffsklärung von Folk/Antifolk findet man Arbeitsmaterialien bei der heute startenden Greenwich-Village-Konzertreihe im Haus der Kulturen der Welt. Old songs/new songs. Am Samstag etwa mit dem Dylan-Weggefährten Bob Neuwirth.
A. J. Holmes: Bang Bang Club, Fr., 21 Uhr. 8 €
Jens Friebe: Festsaal Kreuzberg, Sa. 21 Uhr. 11 €
Bob Neuwirth: Haus der Kulturen der Welt, Sa., 21 Uhr. 13/10 € Info zur Greenwich-Village-Reihe www.hkw.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen