Gesundes Selbstbewusstsein trotz der ersten Niederlage

Die Volleyballerinnen vom Köpenicker SC haben zwar ihr erstes Heimspiel in der neuen Saison verloren – aber nicht ihren Optimismus

Die Welle vor den Zuschauern ließen sich die Volleyballerinnen des Köpenicker SC nach Spielende nicht nehmen. Auch wenn sie ihr erstes Heimspiel in der neuen Saison am Sonnabendabend gegen NA Hamburg mit 1:3 (28:26, 23:25, 18:25, 20:25) verloren hatten. Denn trotz der Niederlage stimmte in dem hart umkämpften Match die Leistung. Nach dem überraschenden 3:2-Auftaktsieg in Wiesbaden vorletzte Woche ist das Team gegen zwei ambitionierte Meisterschaftsanwärter somit gut gestartet.

„Wir sind auf Augenhöhe mit den Titelanwärtern“, sagte deshalb Trainer Alberto Salomoni. „Am Ende hat gegen Hamburg nur ein wenig die Kraft gefehlt“, fährt er fort. Genau das könnte in dieser Saison zum Problem für den KSC werden. Der Kader ist zu dünn besetzt, und wenn, wie gegen Hamburg, einige Spielerinnen verletzt sind oder angeschlagen ins Spiel gehen müssen, kann kaum gewechselt werden und Leistungsträgerinnen erhalten nicht die notwendigen Pausen.

Dafür hat das junge Team eine Qualität, die nicht jede Mannschaft hat: Alle Frauen können kämpfen und geben auch bei einem schier aussichtslosen Rückstand nicht auf. „Wenn alle fit sind, wird es schwer, uns in Köpenick zu schlagen. Mit unserem Kampfgeist werden wir noch eine tolle Saison haben“, schwärmt Salomoni. Der temperamentvolle 41-Jährige lebt diesen Geist am Spielfeldrand selbst vor. Jeder Ballwechsel wird von ihm mit reichlich Mimik und Gestik begleitet. „Ich lebe dieses Spiel und versuche so auch meine Mannschaft zu pushen“, sagt er.

Der engagierte Italiener ist wie vier Spielerinnen neu in Berlin. Sandra Sell und Michaela Sabrowske kamen vom VC Olympia, Jana Schumann und Marlit Fischer vom letztjährigen Meisterschaftszweiten Schweriner SC. Neben dem alten Trainer, der Argentinier Guillermo Gallardo, der im Frühjahr überraschend nach Vilsbiburg wechselte, gab es mit Mittelblockerin Teisha Harry nur einen wirklichen Verlust zu beklagen. Die US-Amerikanerin wechselte zum 1.VC Wiesbaden. „Wir hätten sie natürlich gerne behalten, aber bei unseren begrenzten finanziellen Möglichkeiten sind wir nicht in der Lage, unendlich mitzuhalten“, so KSC-Pressesprecher Klaus Sieckmann.

Die sportliche Entwicklung in Köpenick ist nicht auf den kurzfristigen Erfolg ausgelegt. Mit einem Altersdurchschnitt von knapp 21 Jahren ist das Team immer noch sehr jung und unerfahren. „Allein unsere beiden Zuspielerinnen sind erst 17 Jahre alt“, erklärt Salomoni. Aber die Mannschaft entwickelt sich stetig weiter und steigert von Saison zu Saison die Qualität. Zudem gewinnen die jungen Talente, wie die erst 16-jährige Saskia Hippe, an Erfahrung und Durchschlagskraft. In den nächsten Jahren soll das Team zusammengehalten und sukzessive verstärkt werden.

Am liebsten würde man es dem Dresdner SC nachmachen, der über fünf Jahre ein Team geformt hat und im letzten Jahr deutscher Meister wurde. „In zwei Jahren wollen wir oben mitspielen“, gibt sich Sieckmann optimistisch – nicht ohne Grund. Im dritten Bundesligajahr sind die Köpenickerinnen zwar noch kein Meisterschaftskandidat, aber mittlerweile fester Bestandteil der Liga. „Wir bekommen jetzt auch die Spielerinnen, die wir vor zwei Jahren noch nicht bekommen haben“, sagt Siekmann.

Der Verein soll sukzessive wachsen. Im Frühjahr wollen sie in eine größere und bessere Halle in Adlershof umziehen. Das endgültige Domizil auf dem Gelände der Alten Försterei, wo der 1. FC Union seine Heimspiele austrägt, soll dann in zwei bis drei Jahren bezogen werden – allerdings muss die Halle erst noch gebaut werden.

Sportlich soll der achte Tabellenplatz aus der Vorsaison verbessert werden. Vielleicht gelingt sogar eine Überraschung. „Ein Play-Off-Platz wäre schon ein Traum“, sagt Kapitänin Ilona Farkowska. Trainer Salomoni bleibt sachlich: „Wir müssen uns erst im technischen Bereich verbessern, dann können wir über eine Platzierung reden.“

Um den Abstieg muss sich in dieser Saison ohnehin keiner Sorgen machen. Zum Start der Liga wird die Liga von derzeit elf Mannschaften auf 14 aufgestockt, später sogar auf 16. „Damit endlich nicht nur die Meisterschaft interessant ist, sondern auch der Abstiegskampf Spannung verspricht“, sagt Sieckmann. Mit dieser neuen Art von Spannung wollen sie in Köpenick aber gar nichts mehr zu tun haben. NICOLAS SOWA