KURZKRITIK: Das Theaterstück „Integrier’ mich, Baby!“
: Integration ausgeufert

Drei Millionen Türkeistämmige, darunter viele mit einem deutschen Pass, wurden bei uns nach einem halben Jahrhundert immer noch mehr als Gastarbeiter denn als Mitbürger betrachtet – das war 2011. Jetzt leben wir im Jahr 2033 und die „richtigen“ Deutschen bilden gerade ein Fünftel der Bevölkerung. Hamburg bewirbt sich als Integrationshauptstadt und muss dafür alle Einwohner, auch die Eingeborenen, auf die aktuelle Kulturachse Nigeria-Kolumbien-Türkei einnorden.

Soweit der Plot von „Integrier’ mich, Baby!“, das Regiedebüt von Bernadette La Hengst, Band-Mitglied von „Die Braut haut ins Auge“, Solomusikerin und Schauspielerin. In der Thalia-Garage zog sie als „Bernadette Integrette“, gemeinsam mit sechs Schauspielern, sämtliche Register. Ein Mitmachtheater inklusive Sprachkurs, Ratequiz, Videoshow, Konzert, Vorträgen und Abschluss-Disko.

Als Musikerin arbeitet La Hengst kompakter. Eine stringentere Handschrift hätte auch dem ausufernden Spektakel gut getan. In dem Lied „Integrier’ mich, Baby / Lass mich in mein Leben“ besang und feierte sie die Integrationshauptstadt Hamburg. Leider war das Zukunftsmusik. THOMAS JOERDENS

Nächste Vorstellung am 29. Oktober um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße 190 (Garage), weitere am 7. November und 1. Dezember