DAS STARALBUM: AVA DUVERNAY
: Die Aktivistin

Sie war zwar gar nicht da, aber trotzdem gab es einige Oprah-Momente. Eine Frau aus dem Publikum steht auf, fragt etwas zu Oprah und bittet die Regisseurin Ava DuVernay anschließend, die Talkshow-Moderatorin von ihr zu grüßen, weil sie ihrem Sohn ermöglicht habe zu studieren. DuVernay lacht freundlich, sagt mehrmals „Wow“. Als sich die Frau aus dem Publikum wieder setzt und die nächste Frage ansteht, hakt DuVernay nach: „Wie heißen Sie denn? Dann kann ich die Grüße ausrichten.“ Es wirkt ehrlich.

Eigentlich geht es aber nicht um Oprah, sondern um den Film „Selma“. DuVernay erzählt darin vom Jahr 1965, in dem Dr. Martin Luther King den gewaltlosen Marsch aus Selma, Alabama, anführte, um für das Wahlrecht zu kämpfen. Oprah spielt darin Annie Lee Cooper, eine Bürgerrechtlerin, die mehrfach versucht hat, sich in Selma für die Wahl zu registrieren, abgelehnt wurde und einen Polizisten geschlagen hat, der gewalttätig wurde. Es geht um Ungleichheit, um Polizeigewalt, und schnell wird die Parallele zu Ferguson gezogen. „1965 und 2015 haben den gleichen Zyklus. Gewalt gegen Schwarze ist nach wie vor aktuell“, sagt DuVernay. Wie sie ihre Arbeit verstehe? „Aktivistisch. Dabei ist es egal, ob ich einen Film, eine Doku, eine TV-Episode von ‚Scandal‘ oder einen Werbefilm für Prada drehe. Oft ist schon der Akt, dass eine schwarze Frau Regie führt, politisch.“ Und obwohl die Themen schwer sind, bringen DuVernay und die beiden Schauspieler David Oyelowo und Colman Domingo Humor in die Pressekonferenz. „Ich habe einen neuen Begriff geprägt, ganz exklusiv: Wir sind Cineactivists“, sagt Oyelowo.

DuVerney wirkt offen, sie sieht ihr Gegenüber direkt an. Die Oscars? „Reden Sie von dieser kleinen Show“, kontert sie, um nach der kleinen Spitze zurückzukommen. „Ich wusste, dass ich keine Nominierung erhalten würde. Ich bin Realistin. Es gab noch keinen Präzedenzfall. Warum sollte gerade ich die erste schwarze Frau sein, die eine Nominierung erhält? Es hat mich für David geärgert, denn es ist die Performance des Jahres, und er zieht sich immer so schön an.“

Und dann entsteht wieder ein Oprah-Moment. Eine Journalistin steht auf, will eine Frage stellen. DuVernay unterbricht sie. Sie stellt die Journalistin vor und sagt: „Sie hat über mich geschrieben, als sich noch niemand für mich interessiert hat.“

Bald wird DuVernay eine Fernsehserie konzipieren für den Sender Own, der natürlich Oprah gehört – wem sonst? IPP