Westliche Staaten schließen Botschaften in Sanaa

JEMEN Auswärtiges Amt fordert Deutsche zur Ausreise auf. Huthis stehlen US-Fahrzeuge

Eine Gruppe von Islamisten schließt sich offenbar dem Islamischen Staat an

SANAA/BERLIN rtr/taz | Nach der Schließung der US-Vertretung in Sanaa und dem Abflug der Mitarbeiter vom Flughafen der Hauptstadt haben Milizionäre der Huthis am Mittwoch zwanzig Fahrzeuge der Botschaft am Flughafen beschlagnahmt. Sie besetzten zudem Kontrollposten und sicherten Regierungsgebäude, die sie kontrollieren. Letzteres stand in Zusammenhang mit einer Demonstration gegen die Machtübernahme der schiitischen Rebellen in Sanaa. Auch in der Stadt Tais, die nicht von den Huthi-Milizen kontrolliert wird, gingen Zehntausende auf die Straßen.

Wegen der Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten hatten mehrere westliche Staaten ihre Botschaften dort geschlossen. Großbritannien und Frankreich folgten am Mittwoch dem Beispiel der USA und zogen ihr Personal aus Sanaa ab. Zudem riefen sie ihre Staatsbürger auf, das arabische Land möglichst schnell zu verlassen.

Das Auswärtige Amt in Berlin forderte deutsche Staatsbürger auf, das Land zu verlassen. Eine Entscheidung über eine Schließung der Botschaft sei noch nicht getroffen worden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir beobachten die Lage sehr aufmerksam.“ Angestellte der deutschen Botschaft erklärten dagegen, die Vertretung werde bald geschlossen. Erst würden noch vertrauliche Dokumente entsorgt.

Die Schiiten-Miliz der Huthi hatte vergangene Woche die Macht in der Hauptstadt übernommen, nachdem sie sie im September erobert hatte. Die Huthi riefen eine Revolution aus, um das Land von der Korruption zu säubern und die Wirtschaft in Gang zu bringen. Mit dem Spruch „Tod Amerika“ hat sich ihr Anführer Abdel Malik al-Huthi auch gegen eine Einmischung des Westens gewandt. Gleichzeitig kämpfen die Huthi-Milizen gegen al-Qaida.

In den südlichen und östlichen Teilen des Landes, die bislang nicht von den Huthi erobert wurden, bewaffnen sich inzwischen sunnitische Stammesmitglieder und verbünden sich zum Teil mit der radikalislamischen al-Qaida. Der jemenitische Ableger des Terrornetzwerks ist nach Auffassung der USA der radikalste Teil der Organisation.

In den Provinzen Sanaa und Dhamar brach eine Gruppe von Islamisten nach einem Bericht von Site, die islamistische Websites auswerten, offenbar mit al-Qaida und schloss sich der Miliz Islamischer Staat an. Die Gruppe gab dies über Twitter bekannt; eine unabhängige Bestätigung war zunächst nicht möglich.