heute in bremen
: „Chopin-Spezialist wäre chancenlos“

Das große Finale des Bremer Klavierwettbewerbs ist heute Abend öffentlich

taz: Herr Schaarschmidt, der Bremer Klavierwettbewerb hat diesmal so wenige TeilnehmerInnen. Lässt das Interesse nach?

Helmut Schaarschmidt, Vorsitzender des Hauptausschusses Bremer Klavierwettbewerb: Nein, das ist normal. Wir hatten 60 BewerberInnen, davon hat der Hauptausschuss 50 zugelassen – aber nur 22 haben die Teilnahme bestätigt.

Haben die anderen Angst bekommen?

So in etwa. Zusammen mit der Akkreditierung erhalten die KandidatInnen das zeitgenössische Stück. Das ist für alle dasselbe: Ein eigens für den Wettbewerb komponiertes Werk. Dieses Jahr stammt es von Werner Heider, heißt „Exkursion“ …

und ist furchtbar schwer?

Nein, das bewegt sich im Rahmen des Üblichen. Aber man muss es natürlich erst einmal einstudieren, das bedeutet Arbeit. Wir wollen ja, dass dieser Wettbewerb auf hohem Niveau stattfindet, dass da Leute kommen, die eine Chance haben im Konzertbetrieb.

Hat das denn bisher geklappt?

Absolut! Die PreisträgerInnen sind weltweit gefragt. Filippo Gamba zum Beispiel, der 1995 gewonnen hat und diesmal in der Jury sitzt, war im Sommer beim Lokenhaus-Festival.

Viele Pianisten spezialisieren sich stark, auf einzelne Epochen oder gar Komponisten…

Ein reiner Chopin-Spezialist wäre bei uns chancenlos. Wir fördern die Fähigkeit einen klassischen Konzertabend zu gestalten. Deswegen auch die Vorgaben: Wir verlangen zum Beispiel in der ersten Runde eine Sonate der Wiener Klassik, eine romantische Etüde und ein Stück der frühen Moderne.

Warum schließen Sie Eigenkompositionen aus?

Weil wir damit nicht so gute Erfahrungen gemacht haben. Das ist eine Frage der Vergleichbarkeit: Wenn sich da jemand hinsetzt und, überspitzt gesagt, wirres Zeug spielt, wie wollen Sie das bewerten? Deshalb das Auftragswerk. Das bedeutet für alle die gleiche Schwierigkeit.

FRAGEN: BES

Finale: heute, 19 Uhr. Abschlusskonzert: Morgen, 19.30 Uhr, Glocke