Dieter Scheel, Kupferschmied aus Passion
: Das Handwerkerfossil

DIETER SCHEEL, 65, gehörte bis zur Pensionierung zum Vorstand der 450 Jahre alten Kupferschmied-Innung. FOTO: JAN

Dieter Scheel gibt sich gelassen: „Die haben gefragt, ob ich das mach‘ und nun mach‘ ich das.“ Hinter seinem Arbeitsplatz im Museum der Arbeit wartet eine prächtige Ritterrüstung. Für die fertigt der gelernte Kupferschmied an diesem Wochenende neue Teile. Eine Premiere für ihn. Dann wird gedengelt, gebördelt und gesickt, was das Zeug hält.

An Rüstungen dachte Scheel noch nicht, als er in Harburg in die Lehre ging. Zu den klassischen Tätigkeiten dieser Zunft zählte ursprünglich die Fertigung von Kesseln und Töpfen. Später kamen industrielle Druckbehälter, Destillatoren und Seewasserverdampfungsanlagen hinzu. Für letztere konnte sich Scheel besonders erwärmen. „Kleine, figelinsche Sachen hab ich immer am liebsten gehabt“, sagt er und verrät durch seinen Tonfall die norddeutsche Herkunft. „Die große Klopperei lag mir weniger.“ Scheel ist erst seit einem Vierteljahr im Ruhestand, doch schon sucht er nach neuen Aufgaben. Gerne würde er zwischen seinem altertümlichen Werkzeug stehend routiniert und abgebrüht wirken. Doch es fällt ihm sichtlich schwer, die Vorfreude zu verbergen.

Ganz alter Hase und erprobter Handwerker, antwortet er zunächst einsilbig. Ja, privat hätte er sich mal einen Teekessel gebaut. Einmal nachgefragt, ist er dann aber nicht mehr zu bremsen, erklärt ausführlich, wie denn so ein Teekessel entstünde. Aus einem Stück nämlich. Die Enden müssten gestaucht werden, damit die dünnen Kanten nicht reißen, die Falten werden erhitzt und gehämmert… Während er spricht, hat er auch schon einen Block vor sich liegen und zeichnet das Prinzip auf.

Mitte der 60er Jahren wurde die Verwendung von Kupfer zu teuer. Edelstähle traten die Nachfolge an. Scheel blieb in Lohn und Brot, doch der Beruf des Kupferschmieds starb aus. Der Apparatebauer drängte in die entstandene Lücke. Aber auch die neue Generation musste Scheel und sein Handwerk kennenlernen. Bis vor kurzem hatte er den Vorsitz in der Prüfungskommission für Lehrlinge inne. „Man kann nicht sagen, dass Kupferschmied mein Traumberuf war, aber er ist es schnell geworden“, sagt Scheel. JAN WEHBERG