Muss Europa Angst vor einem Krieg haben?

RUHE Am Sonntag sollen in der Ukraine die Kämpfe aufhören – das haben die Regierungschefs beschlossen. Aber die Beziehung zwischen den USA und Russland ist so angespannt wie lange nicht. Und Europa liegt dazwischen

Die Streitfrage wird vorab online gestellt. Immer dienstags. Wir wählen eine interessante Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am wochenende.

www.taz.de/streit oder www.facebook.com/taz.kommune Redaktion: Markus Lücker, David Sahay, Stefanie Schmidt, Steffi Unsleber Fotos: Antonio Bonic/reuters (groß), EP, Dirk Behlau, privat, Archiv (3)

Eva Quistorp

Hilfe, ein Weltkrieg, gar ein Atomschlag von Putin? Nein, das ist Panikmache. Doch ich sorge mich um die Ukraine wegen des Krieges, der kein Bürgerkrieg ist, wegen Putins Machtspiel: nach innen Repression und Propaganda, nach außen aggressive Expansion und „Russia Today“.

Eva Quistorp, 69, ist Gründungsmitglied der „Frauen für den Frieden“ und der Grünen

Die Leningrad Cowboys

Länder und Grenzen müssen respektiert werden! Wir glaubenan die Rock-’n’-Roll-Revolution!

Die Leningrad Cowboys sind eine dreizehnköpfige Band aus Helsinki. Sie covern Popsongs und russische Volkslieder und parodieren in ihren eigenen Liedern Klischees von der Sowjetunion

Jerzy Marganski

Je länger Waffen an die prorussischen Rebellen geschickt werden, desto größer wird ihre Überlegenheit über die ukrainische Armee, die keinen Nachschub bekommt und desto geringer ihr Wille, sich an Waffenruhe zu halten. Es ist beunruhigend, dass nach ukrainischen Angaben während der Verhandlungen in Minsk einige Dutzend russische Panzer und Raketensysteme die ukrainische Grenze überschritten haben. Es ist wichtig, dass in Minsk ein Waffenstillstand ausgehandelt wurde, noch wichtiger ist, dass er eingehalten wird.

Jerzy Marganski, 59, ist polnischer Botschafter in Deutschland

Martin Schulz

Das Ringen um eine friedliche Lösung ist mühsam und oft genug frustrierend. Aber es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe. Die Übereinkunft von Minsk ist eine Chance, um endlich aus der Eskalationsspirale herauszukommen.

Martin Schulz, 59, ist Sozialdemokrat und Präsident des Europäischen Parlaments

Béla Tarr

Das ist ein Propagandakrieg und solange niemand durchdreht, müssen wir keine Angst haben.Ich will, dass die Menschen stärker sind, nicht schwächer.

Béla Tarr, 69, ist ein berühmter ungarischer Filmregisseur und Kritiker der Orbán-Regierung

Alina Rapoport

Untat kommt von Untätigkeit. Wenn uns Freiheit tatsächlich so wichtig ist, darf die Ukraine nicht im Stich gelassen werden. Wer das einsieht, kann seine Augen nicht verschließen: Wir haben bereits Krieg in Europa.

Alina Rapoport, 21, ist taz-Leserin, Politikstudentin und hat den Streit per Mailkommentiert