Lokführer legen Osten lahm

Gestern fuhr nur jeder zweite Regionalzug. Bis Sonntag soll es keine Streiks mehr geben

BERLIN afp/ap/taz ■ Der dritte Streik innerhalb von zwei Wochen hat am Donnerstag den Nahverkehr der Bahn stark beeinträchtigt. Die Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft GDL legten von 2 Uhr bis 11 Uhr die Arbeit nieder. Zahlreiche Regional- und S-Bahnen fielen aus.

An diesem Freitag sowie am Wochenende will die GDL dagegen nicht streiken. Zu Beginn der kommenden Woche kann es nach Angaben der Gewerkschaft jedoch wieder zu Arbeitsniederlegungen kommen – dieses Mal ohne zeitliche Befristung. „Unsere Leute fordern uns auf, jetzt unbefristet zu streiken“, sagte der stellvertretende GDL-Vorsitzende Günther Kinscher.

Über die Zahl der am Donnerstag bestreikten Züge, waren sich Bahn und GDL nicht einig: Die Bahn gab an, dass 40 Prozent aller Züge ausgefallen sind, die GDL sprach von 50 Prozent. Der Schwerpunkt des Streiks lag in Ostdeutschland, wo besonders viele Lokführer in der GDL organisiert sind. Hier fielen bis zu 80 Prozent aller S-Bahnen und Regionalbahnen aus. Auch in den Ballungszentren der westdeutschen Großstädte kam es zu starken Behinderungen.

Nach Schätzungen der Bahn waren rund 30 Prozent weniger Reisende unterwegs als an normalen Tagen, jedoch deutlich mehr als beim letzten Streik am vergangenen Freitag. Der Güter- und Fernverkehr funktionierte hingegen problemlos. Hier hatte das Arbeitsgericht Chemnitz Streiks per einstweiliger Verfügung untersagt.

Ein Ende des Tarifkonflikts ist auch nach dem Streik nicht in Sicht. Am Montag hatte die GDL ein Angebot der Bahn als unzureichend abgelehnt. GDL-Vize Kinscher warf dem Unternehmen vor, mit gezielter Fehlinformation ein gutes Angebot zu suggerieren und der Gewerkschaft den Schwarzen Peter zuzuschieben. Die Bahn schloss weitere Nachbesserungen ihres Angebots aus.

Die GDL forderte die Bundesregierung als Eigentümerin der Bahn zum Eingreifen auf. SPD-Chef Kurt Beck wies dies zurück und kritisierte die GDL als „unsolidarisch.“ SNO